Erscheint bei Mox und Maritz

....als solche Rezensionen über "Der rote Elvis" zu lesen. Dafür bin ich jetzt auch in den Gelben Seiten.

Es weihnachtet sehr und darum toure ich durch die gnadenbringende Weihnachtszeit und habe sogar schon zwei Dates zu verkünden: Am 17. Dezember packe ich beim "Lonely Planets Boy Group Wonder Cafe" an der Bremer Sielwallkreuzung im 1. Stock die Rute aus und am 22. Dezember singe ich Gospels im Sprengel Kino in Hannover. Knecht Ruprecht kommt vielleicht auch und dann zeigen wir Filme von Tom Hanks und Egon Krenz und so Sachen, wenn die Technik steht, aber da haben wir keine Bedenken...

Auf alle Fälle gibt es bis dahin DEN TRAILER zu "Dean Reed - Ein Amerikaner in der DDR". Und auch wenn es niemand mehr hören kann, der Film wird der Hammer und hat sowas von völlig neuen Wendungen und Geschichten von Geheimagenten, die die Welt noch nicht kannte und überhaupt bin ich sehr stolz auf Leo und Janze und alle anderen...

Es sind seltsame und gefährliche Zeiten. Einige von uns wurden mit dem Fadenkreuz eines Gewehrs auf dem Rücken oder am Hinterkopf geboren. Manchmal ging es darum, was man für Gedanken hatte, manchmal um Aktivitäten und meistens geht es nur um die Hautfarbe. Ich verdiene nicht genug um die Mietkaution für 72 Jahre meines Lebens vorab zu bezahlen. Wenn ich meine grauen Zellen bestimmten Männer und Frauen in diesem Land für eine totale Generalüberholung und ein komplettes Redesign spende, hätte ich so was wie Frieden in meinem Leben. Aber wenn man mir tief in die Augen schaut, sieht man eine Reihe von so Aktivitäten, die bloß irgendwelche Sachen waren, die mir in den Jahren meiner Kindheit und Jugend widerfahren sind. Manche waren genetischer Natur, bei anderen ging es um Konditionierung und Resonanz, aber insgesamt traute ich mir selbst auf eine Art und Weise wie es sonst niemand kann. Wenn die Bullen in dem Moment aufgetaucht wären, den ich beschrieben habe, glaube ich durch und durch, dass sie dazu kein Recht haben und ihre Gesetze mir nicht entsprechen. Es ist in diesem Land einfach, bösartig und mordlüsternd zu sein, wenn man die Unterstützung der weißen Männer und Frauen an der Macht hat. Diese Leute abstrahieren das menschliche Leben und behandeln Minderheiten nicht besser als Tontauben in Schussweite. Sie werfen eine verfälschte moralische Nebelmaschine an, nageln sie an die Wand eines Nachrichtensprechers und rollen sie aus wie eine Leinwand. Diese gefaketen moralischen Hintergründe hat man sich mit Absicht ausgedacht und sie werden zur Schau gestellt wie Artifakte menschlichen Feingefühls, die von einem gütigen Gott über Millionen von Jahren gebaut wurden. Aber der gleiche Mann, der den Tod von Journalisten anordnet, die an der Küste von Costa Rica einer Story auf der Spur sind, die vom Kokain-import durch unsere Regierung und der Verwendung der Drogengelder zur Finanzierung der Contras handelt, ist der selbe Mann, der in einem Studio steht, auf einem Flugfeld, im Garten des weißen Hauses oder auf dem Podium einer Tagung in diesem verlogenen moralischen Code über die menschenfreundlichen und glorreichen Designs redet, die er für Amerikas soziale Struktur geplant hat, wenn er denn zum Präsident gewählt werden sollte. Und der gleiche Mann, der vor dir am Altar der Kirche steht, mit sieben Fernsehkameras auf sein Gesicht gerichtet, und über die Heiligkeit des Fötus redet, ist der gleiche Mann, der in Mittelamerika die Hände von Diktatoren küsst-Diktatoren, die sowohl für die Plünderung eines Landes verantwortlich sind, das sich in Armut auflöst, als auch für die Ermordung hunderttausender von Menschen, die seinem Empfinden nach, mit seiner Machtstruktur nicht einverstanden waren. Die Reichen haben austauschbare Köpfe und ihre Interpretationen von Gesetz und Religion sind genauso vorproduziert, falsch, austauschbar und zum Wegwerfen wie die moralische Nebelmaschine.

Aus "Close to the Knives" (1991) von David Wojnarowicz (1954 - 1992). Übersetzung von yours truly. 2006 in Buchform bei Mox und Maritz aus Bremen.

Painter, Photographer, writer and activist, Wojanarowicz's life and work has been commemorated with a large scale retrospective at the New Musuem of Contemporary Art in NYC.

"Wojnarowicz’s work emerged directly from his life. He knew little art history, had no training past high school, and made a point of not trolling the galleries to see what everyone else was doing. Exposed to unusual hardship as a boy, as a sexually active teen, and as a street person, he didn’t see his experience reflected in the culture. Art was his antidote. Art was his way of witnessing."

-- C. Carr

At Wikipedia

Bei kunstaspekte.de

Guide to the David Wojnarowicz Papers

Gibt es bei fussballbuecher24.de

"One of the first things I learned while working at Barnes & Noble was that you should never, ever pay for a book. You can read an entire goddamn novel in the store and we won't bug you once. If you'd rather the convenience of reading at home, simply pay for the book, keep the reciept, and finish it within fourteen days. Even if you say "I didn't like it." they'll take it back. If this surprises you, then you should be even more surprised to learn that this is B&N's version of a strict return policy; recently changed from 'If we carry it, you can return it; no questions asked.' You'd be surprised at the number of people who do this; many seemingly consider Barnes & Noble a library that just happens to require safety deposits." Read the whole thing!

Gekauft und nicht enttäuscht worden! Nein, echt, kann das mal bitte wer auf Deutsch machen? Super Lektüre für den Tourbus und auch sonst! Hier können Fußballfans an ihrem Wiegenfest noch gezielt beschenkt werden!

"Throughout the world, football is a potent force in the lives of billions of people. Focusing national, political and cultural identities, football is the medium through which the world's hopes and fears, passions and hatreds are expressed. Simon Kuper travelled to 22 countries from South Africa to Italy, from Russia to the USA, to examine the way football has shaped them. At the same time he tried to find out what lies behind each nation's distinctive style of play, from the carefree self-expression of the Brazilians to the anxious calculation of the Italians. During his journeys he met an extraordinary range of players, politicians and - of course - the fans themselves, all of whom revealed in their different ways the unique place football has in the life of the planet."

I wanna get this, maybe, maybe at amazon.com...

Abteilung Sekt: Fast vergessen! Allerletzte Hürde genommen und Verträge zurück bekommen! Das neue Buch geht an den Schweizer Atrium Verlag, der damit überraschend völlig neu eröffnet wird. Das ist doch auch mal eine exklusive Nachricht für die FAZ-Kollegen!

Ab Frühjahr 2007 in die Buchläden! Weil, 50. Todestag von Alexander Moritz Frey und die Presse hat sowas gern. Also, genug Zeit für anderen Unsinn! Alles ist gut!

Kann man hier leicht lernen.

"Sütterlinschrift : eine von dem Berliner Grafiker L. Sütterlin (1865-1917) geschaffene Schreibschrift, die seit 1915 bis etwa 1940 in deutschen Schulen gelehrt wurde. (...) Im Gegensatz zur Sütterlin-Handschrift ist die Frakturschrift eine Druckschrift, die vom 16. Jahrhundert an bis etwa 1940 in mehreren Varianten eingesetzt wurde."

Guter Indymedia-Text zur Geschichte der Fraktur: "Wenn diese Typographie heut von Neonazis geklaut wird, dann ist das ein Witz. Und zwar deswegen, weil es die Nazis waren, die diese Schrift 1941 verboten. Irritationen löste die APPD aus die Fraktur verwendet."

Bekanntlich sind ja 80 neue Geschichten aufgetaucht und am 28. September erscheinen sie endlich auch in Deutschland. Buch des Jahres!

Die Website vom kleinen Nick mit diversen Extras

Cooles Buch! Buch Preview als PDF auf der Homepage! Online Bonus Flyer: The Open Meta Archive!

Dem Heinz Strunk sein Buch ist sehr komisch geworden und er hat es auch auf diverse CDs gesprochen. Bei den Tonspionen kann man sich einen Ausschnitt als MP3 abholen. Sehr komisch, Cisco (Truck Stop), der Schützenbruder!

(Fischer) Die gestutzte Ausgabe in Deutsch wird zur Zeit verramscht und mehr als 1, 99 ist auch zuviel, wenn sich da auch einige Witzigkeiten finden. Besonders gut das Outro des großen Indie-Idols: "Ich werd nicht einen einzigen Dollar dem beschissenen, immer bedürftigen Indie-Faschistenregime spenden, die sollen doch verhungern. Sollen sie doch Vinyl essen. Jeder Krümel für sich allein. Ich werde dank meines Kultstatus noch jahrelang meinen untalentierten, sehr ungenialen Arsch zu Markte tragen." (S. 307) War eigentlich eine witzige Type! Sollen sie doch Vinyl essen, ha, ha!

Die Verträge sind gemacht, die neue Verlegerin ist sehr nett und nächste Woche kommen dann die Formalitäten. Und der neue Job bei den Fernsehfritzen ist auch zu 97% eingetütet. Gleich eine Flasche Sekt hinterher.

Vom 5.10.2004 bis zum 31.12.2004 2258 Exemplare verkauft und jetzt bei amazon: "nur noch 2 Stück auf Lager -- jetzt bestellen.". Erste Auflage so gut wie ausverkauft, nennt man das. Darauf ein Glas Sekt zur Mittagszeit!

“Die Vision hat ihren Ursprung im Protest, sie weiß besser als die Zeitung ‚wie es wirklich war’ – besser im Sinne einer stärkeren Logik, eines bunteren Geschehens, einer drohenden Wahrhaftigkeit.“ (Alexander Moritz Frey, 1929)

Nach der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 fand deutsche Literatur hauptsächlich im Exil statt. Einer der am wenigsten bekannten Autoren, die Deutschland verlassen mussten, war Alexander Moritz Frey. 1933 floh er, versteckt im Kofferraum eines Freundes, über die österreichische Grenze. Frey kehrte nie wieder nach Deutschland zurück und verstarb 1957 verarmt im Schweizer Exil. Alexander Moritz Frey ist der große Unbekannte der deutschen Literatur. Sein Antikriegs-Roman “Die Pflasterkästen” (1929) wurde von der Presse der Weimarer Republik in einem Atemzug mit “Im Westen nichts Neues” genannt und sein “Solneman der Unsichtbare” gilt als einer der großen Klassiker der frühen Phantastik, aber keines der beiden Bücher ist noch lieferbar. Frey verfasste eine große Zahl von Romanen, Novellen, Erzählungen, Gedichten und unzählige Rezensionen für diverse Tageszeitungen. Er war ein guter Freund von Thomas Mann, Heinrich Mann, Max Reinhardt und Hans Arp. Seine visionären Satiren und seine schonungslose Abrechnung mit dem “Maschinenkrieg” machten ihn nicht nur in München zu einem viel beachteten Mann. Seinen Namen sucht man in den einschlägigen Nachschlagwerken trotzdem meist vergeblich oder höchstens aufgelistet als einen von vielen Exil-Autoren, die man bis heute noch nicht wieder in die Literaturgeschichte “reintegrieren” konnnte, wie es deutsche Beamte formulieren würden. Gab es einen Grund dafür, dass es kaum noch Hinweise auf die Existenz dieses wichtigen Autoren gab, der auch von Kurt Tucholsky, Peter Suhrkamp und W. E. Süßkind in den höchsten Tönen gepriesen wurde? Vielleicht die Bekanntschaft mit jenem cholerischen Österreicher, den Frey später mit einem “kollernden Puter” verglich?

Alexander Moritz Frey lag von 1915 bis 1918 als Sanitäter zusammen mit dem Meldegänger Adolf Hitler im Schützengraben an der Westfront des 1. Weltkriegs. In seinen persönlichen Aufzeichnungen und fiktionalen Ausflügen liefert er eine ironisch nüchterne Beschreibung Hitlers, der schon im Schützengraben durch opportunistische Hetzereien aufgefallen war. In verschiedenen Dokumenten, die sich in seinem Nachlass befinden, zeichnet Frey ein präzises Bild des Gefreiten Hitler, dessen Fronterlebnisse bisher kaum durch Material aus erster Hand belegt waren.

“Der unbekannte Gefreite” ist eine biographische Spurensuche nach Alexander Moritz Frey, der sich von den Nazis nichts gefallen lassen wollte und in seinen Romanen zum passiven Widerstand aufrief. Seine zutiefst menschliche Form von antifaschistischer Opposition, der verspielte Witz seiner Bücher und eine außergewöhnliche Exil-Biographie warten auf eine Wiederentdeckung, die schon viel zu lange verpasst wurde. Das Buch analysiert nebenbei die kulturpolitische Funktion der deutschen Phantastik Anfang des 20. Jahrhunderts und deren Einfluß auf ein gesellschaftliches Klima der Irrationalität, die sich unter Hitler im Glauben an einen unfehlbaren und allgegenwärtigen Führer manifestierte.

Atrium Verlag (2007)

Die Geschichte des Atrium Verlages

ZVAB-Blog:Alexander Moritz Frey: Der phantastische Satiriker

"If you overlook Charles Willeford's tolerance and compassion in your pursuit of his psychopaths, you're missing the whole point." (Maura McMillan)

Herr Schindler schenkte mir diese Perle des "Pope of Psycho-Pulp" Charles Willeford, dessen vier Romane über den wenig vorbildlichen Sergeant Moseley aus Florida bereits vor Urzeiten bei Rowohlt erschienen sind. Der erste Teil, "Miami Blues" wurde sogar verfilmt. Nun hat der Alexander Verlag auuus Berlin zugeschlagen in die Bücher, in trendiges Packpapier gewickelt, den Menschen wieder zugängig gemacht. Quentin Tarantino sagte mal schwer überzeugt, er würde Filme machen wie Willeford Bücher schreibt. Elmore Leonard meint: "Niemand schreibt einen besseren Kriminalroman als Charles Willeford." All der Lobhudelei kann man sich nur anschließen und die Psychopathen von Mr. Willeford muß man einfach ebenso lieb haben wie den ausgebrannten Bullen mit seiner leicht merkwürdigen Auffassung vom Leben. Willeford ist ein hervorragend abgebrüher Stilist, dessen Zynismus niemals in Fatalismus umschlägt. Gerade sein merkwürdiger Optimismus, der ihn auch nicht verlässt, wenn er bis zum Hals in einem Topf voller Scheiße steckt, machen seine Bücher so lesenswert.

(Regan Books, New York, 1998)

"People don't keep journals for themselves. They keep them for other people, like a secret they don't want to tell but they want everyone to know. The only safe place for your thoughts is your memory, which people can't take and read when you're not looking-at least not yet. I'm starting to think that if the internet is the CB radio of the nineties, then the home computer is the trailer park of the soul, a dangerous tool in the hand of idiots. Eventually self-imposed fascism will destroy man as he convinces himself he doesn't think anymore." (Marilyn Manson, "Tour Diary", undated)

A very funny book by a guy called Brian Warner who dresses up as a spook. Brian tells it like it is and how he met Anton LaVey and all this stuff. It's also an honest description of what it's like growing up as a geek in ultra-christian America.

"If every cigarette you smoke takes seven minutes off of your life, every game of Dungeon and Dragons you play delays the loss of your virginity by seven hours." (p.26)

Way to go, Brian! Thumbs up! You may fuck the homecoming queen now!

Yeah, "Der rote Elvis" ist bei amazon.de von Platz 206.512 (28.11.) auf 24.092 (1.12.), auf 20.807 (3.12.), auf 15.553 (11.12.) vorgerückt. Pass bloß auf, Harry Potter!

Ach nee, Max Goldt ist mit im Internet und zwar vor allem mit Texten aus dem mehr als legendären Fanzine "Ich und mein Staubsauger". Die alten Sachen sind natürlich cooler als diese flügellahmen Gags, die unter Katz und Goldt in jedem Stadtmagazin zu sehen sind. Sollte mal einer schreiben, daß die eigentlich scheiße sind. Wegen dem guten, alten Fil werden dauernd Abos gekündigt, aber diese seichten, auf feingetrimmt getrimmten Witze dritter Klasse scheinen sich großer Beliebtheit zu erfreuen.

-gefunden zwischen Erbsen, Schleim, Milben, Maden und Engerlingen

Viel zu lesen von dem Zeugs, wo auch Dieter Bohlen und der alte Malcolm McLaren geklaut haben. gefunden bei Eier, Erbsen, Schleim und Zeugs.

Ullstein

Der große alte Mann der Satire plaudert aus dem Tuschkästchen. Eine Augenkrankenheit macht dem Siebzigjährigen das Lesen und Schreiben inzwischen fast unmöglich. Mit großer Mühe kann Chlodwig Poth aber noch schreiben und so hat er mit seiner Lebensgeschichte ein wichtiges Kapitel der Nachkriegsgeschichte für die Ewigkeit festgehalten. Kurzweiliger Spaß und auch als Generationspoträt recht geeignet.

Von der Kindheit im ausgebombten Berlin über die ersten Arbeiten in der "Zone" geht es fix zur Gründung der "Pardon" und dem Nachfolger "Titanic". Die Entstehung der "Neuen Frankfurter Schule" wird ins richtige Licht gerückt. Immerhin gab es "Pardon" lange vor 1968 und der Einfluß auf die Bewußstseinsphere der heranwachsenden APO sollte nicht unterschätzt werden. So gesehen gibt es zwar Gastauftritte der Urbesatzung um Waechter, Gernhardt, Traxler und Ernsting, aber es fehlen eigentlich konkrete Anekdoten der frühen Sechziger. Vieles in der "Pardon" war in Deutsch vorher nie gemacht worden und die "Titanic" atmet an den besseren Stellen bis zur Stunde den Geist seines legendären Vorläufers.

Gemeinsam mit Rotwein am Küchentisch sitzen, etwas kiffen und Blödsinn aushecken, klar, das hat sich bis heute nicht geändert, aber die Umstände sind 2003 ganz anders. So taucht das Internet am Ende auf um eine neue Zeit zu markieren, aber interessanter wäre die Stories aus einer Zeit, wo nur Ernsting einen kleinen Schwarz-Weiß-Fernseher hatte und dort kollektiv die nächtlichen Wiederholungen der "Marx Brothers" geguckt wurden mußten bis die Kinder vom Geschrei wieder wach wurden. Oder die Geschichte mit der Goldenen Badewanne als Sänfte bei der Demo gegen den Besuch des Schahs.

"Aus dem Leben eines Taugewas" kaufen!

AK Press, 10$

In der BRD wird gefeiert. Junge Menschen trauen sich und gehen mit der eigenen Sprache um. Das "Intro" sucht die "Poptexte" für uns zusammen und die Verlage fahnden nach "Underground", "Social Slam Beat" und dem "großen Wenderoman". Deutsche können seine Gefühle nicht in Worte fassen. Wenn einer "schön" sagt, ist es ironisch gemeint und wenn einer "lecker" sagt, versucht er Helge Schneider zu imitieren. In anderen Ländern ist das alles anders. Literatur ist eine notwendige Selbstverständlichkeit und Bücher müßen nicht mit riesigem Pathos an die Öffentlichkeit gezerrt werden. Wäre Michael Tobias ein Doitscher müßte er bei Harald Schmidt und den ganzen anderen Vögeln sitzen, Biolek, Fliege und wie die Arschlöcher alle heißen. Alle würden ihn anfassen wollen und fragen, ob denn das alles ernst gemeint sei, die Sache mit den Tieren und so. "Rage and Reason" ist ein realer Thriller mit Anleihen im Milieu der Tierbefreiungsbewegung, der den Bösen die Pistole an die Schläfe hält und abdrückt ohne theatralische Ansprachen zu halten. Gut vermischte Action-Ingredienzen trüben nichts von dem, was Tobias transportieren möchte, ein Walk zwischen U und E, wie man in BRD sagen würde. Aber hierzulande hat Kultur was damit zu tun, was erstmal alles nicht Kultur ist und verboten, verbrannt oder besungen wird.

Prestel, 98 DM

Berlin, London und New York müssen für die Experimente des Gerd Winner herhalten, der zu den wenigen Künstlern gehört, die sich mit der Architektur beschäftigen. Im Siebdruckverfahren entstehen Bilder, die den Beton in Farben tauchen, die man übrigens auch mit "Convolver" in "Kai's Power Tools 3" erzeugen kann. Hier sieht sowieso einiges nach Photoshop aus, aber für einen urbanen Künstler müßte das sowieso selbstverständlich sein. Der Mensch ist kein Teil der Natur mehr sondern Teil seiner eigens geschaffenen Maschine. Städte sind Maschinen. Maschinen, die Elend, Karrieren, Korruption und lange Nächte produzieren.

Hanser, 45,-

Als praktizierender Satanist hat dieses Buch meine uneingeschränkte Empfehlung. Wir alle sind potentielle Risikofälle. Das Böse ist ein Urzustand und lässt sich oft nicht mal durch beten oder ausschließlich Punkrock hören unterdrücken. Herr Safranski geht der Entstehung der Mythen nach, die mit dem personifizierten Bösen zu tun haben, Onkel Luzifer, Max Weber, Kant und Opa Faust werden bemüht, aber das (eigentlich ziemlich böse) 20. Jahrhundert kommt etwas kurz weg.

Folio, 38 DM

Der letzte Roman des, gewaltsam zu Tode gekommenen, algerischen Autoren.
Ein letztes mal fabuliert Djacout sich durch die Tücken des Systems und erzählt vom Erfinder eines neuen Webstuhls, eventuell Bezug nehmend darauf, daß ein Webstuhl der Urahn des Computers ist oder vieleicht auch nicht. Ein melancholisches Buch, voll stiller Momente der orientierungslosen Einsamkeit, aber auch erfüllt von den ironischen Hoffnungsschimmern eines Mannes, der den Horizont einer neuen Zeit ohne religiösen Fanatismus ahnen wollte.

Konkret, 36 DM

Abgesehen davon, daß sich der Autor dieses, in Israel zum No.1-Bestseller avancierten, Buches einen famosen Namen gegeben hat, beackert er auch interessantes Materie. Durchforstet man die Monographien jüdischer Kleingruppen in der Gesellschaft, so finden alle ihre Erwähnung, vom Bäcker bis zum bayrischen Gefallen des ersten Weltkrieges, nur der Gangster wird nirgends erwähnt und Verbrechen gibt es im jüdischen Staat offiziell schon mal sowieso nicht. Natürlich ist das Unsinn und nur Gehabe alter Männer, aber Rockaway scheint das Hintertürchen gebraucht zu haben um das Thema zur Sprache zu bringen. Immerhin lebt der Autor seit 1971 in Israel, wo er über jüdisches Leben in den USA publiziert und hat einen guten Stand. Die Lebensgeschichten von Bugsy Siegel und seinen Zeitgenossen umfasst den Zeitraum bis zum Ende des 2. Weltkrieges. Die jüdischen Gangster sorgten in den amerikanischen Metropolen dafür, daß die Nazis in Amerika keinen Fuß an den Grund bekamen. Mit Stillschweige-Abkommen kooperierte das organisierte Verbrechen in den später 30ern mit den Behörden. Einzige Bedingung um den organisierten Widerstand decken zu können, war, daß niemand zu Tode kam, eine Bedingung, die für viele Gangster der jüdischen Gemeinde alles andere als selbstverständlich war. In New York schlug man den Nazis über ein Jahr lang die Schädel ein, wo sie sich zeigten, brach ihnen Arme, Beine, Rippen und Gesichter bis sich kein Braunhemd mehr zur Parade in die Stadt traute bzw. überhaupt zum laufen fähig war. Für die Kids in den jüdischen Sub-Gemeinden waren die Gangster Idole, die sofort eingriffen, wenn in der Nachbarschaft ein Wort gegen die Juden erhoben wurde.
Ein Buch mit interessanten Blickwinkeln. Und heraus zum 1.Mai, den Nazis die Fressbrettchen zertrümmern !

Hanser

Ja, und ich war ebenfalls eine Figur in Zeitbeben Eins. ich spielte mich selbst in einer Nebenrolle bei einem Picknick am Strand des Schriftstellerheims Xanadu, im Sommer 2001, sechs Monate nach Ende der Wiederholung, sechs Monate nachdem der freie Wille wieder voll reingehauen hatte. Ich war da zusammen mit Kilgore Trout. Ich hatte das Privileg, mit anzuhören, wie der alte, längst vergriffene Science Fiction-Autor Kilgore Trout erst beschrieb und dann demonstrierte, wie der spezielle Platz für Erdlinge im kosmischen Plan der Dinge beschaffen war. "Gott schuf Himmel und Erde" fuhr der alte, längst vergriffene Science-Fiction-Autor fort. "Und die Erde war formlos und wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe. Und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Das hätte Satan auch gekonnt, aber sie fand das eher blöd, Aktionismus um seiner selbst willen. Wozu ? Zunächst sagte sie nichts. Letztes Frühjahr schrieb ich einem alten freund einen Brief, in dem ich ausführte, warum ich offensichtlich keine verlegbaren Texte mehr schreiben konnte, nachdem ich das jahrelang immer wieder vergeblich versucht hatte. Goebbels fällt ein, daß seine Kinder das Spiel Bingo mitgebracht haben. Man hatte es etwas vier Monate zuvor während der Ardennenoffensive unversehrt von amerikanischen Soldaten erbeutet und gefangengenommen. Deutschland hat, um seine Ressourcen zu schonen, die Herstellung eigener Bingo-Spiele eingestellt. deshalb und weil die Erwachsenen im Bunker während Hitlers Aufstieg so beschäftigt waren und während seines Falls immer noch beschäftigt sind, sind die Goebbelsgoeren die einzigen, die wissen, wie man das Spiel spielt. Sie haben das von einem Nachbarskind gelernt, dessen Familie noch ein Vorkriegsbingo besaß. in der Geschichte kommt es zu dieser erstaunlichen Szene: Ein Junge und ein Mädchen, welche die Bingo-Regeln erklären, werden für die sie umringenden Nazi-Größen in voller Aufmachung, Adolf Hitler, voll gaga, eingeschlossen, zum Mittelpunkt des Universums. 1996 sage ich bei Vorträgen, daß fünfzig oder noch mehr Prozent aller amerikanischen Ehen kaputtgehen, weil die meisten von uns keine Großfamilien mehr haben. Wenn man heutzutage jemanden heiratet, kriegt man nur eine Person. Ich sage, bei Ehekrächen geht es nicht um Geld oder Sex oder Macht. Eigentlich meinen die Ehegatten:"Du bist nicht genug Leute!"

Hier kommt jetzt, ob sie was taugt oder nicht und aus Zeitbeben Eins, Kilgore Trout's Erklärung des Zeitbebens und seiner zehn Jahre währenden Nachbeben in Form der Wiederholung, seinem unvollendeten Memoirenband.

Meinen zehn Jahre auf Autopilot entnommen: Ich bedecke jeden Tag Papier mit Wörtern,
doch die Geschichten gehen nie dorthin,
wo wie ich finde,
sich die Mühe lohnt.