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PERSONEN:

Warum wir in größter Gefahr sind...

Michael Brenner und sein Verein Menschen, Umwelt, Tiere e.V, kurz MUT, treten gern in Talkshows auf und verkünden die Verführung durch böse Medien.
Liebe TV-Trottel, bitte nicht mehr einladen! Der Typ ist wahrscheinlich selbst so eine Art von Anti-Christ!

Der Mann ist so richtig verrückt und hier ist sein neuestes Flugblatt

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Der Ritter und seine Endgegner

Getrunken im Franken mit patfisch, dem seit Google bekanntesten Web-Designer von Berlin. Dieser stellte die interessante These auf, daß ein Ritterroman sich von Level zu Level hangelt und man langsam auf den Endgegner hinarbeitet. Parzifal als Game, das wäre doch mal was. Aber nicht so'n Adventure-Gesülze. Schön als Haudrauf-Game und mit fett Drachen und so. Wie heißt Endgegner eigentlich auf Englisch? Big Boss oder so ähnlich, kann das sein? Und wie heißen die Levelwächter der unteren Ebenen? Vieleicht Parteisoldaten oder so?
Patrick besorgt's auch dem Henryk Broder, wo es immer so schöne Sachen zu lesen gibt wie
"Henryk Broder schrieb: sonst haben sie keine sorgen? wie wäre es mit den rechtsdikalen in brandenburg oder den fundis in nigeria, sie knalltüte?" Die Irren sind los und dürfen überall in Foren was sagen.

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BORIS BECKER - KNASTBRUDER

Das ist so schade, ach, korrupte Justiz, nur Bewährung. Bobbele, das arrogante Herrenmenschen-Früchtchen im Bau und ein Schumi fährt danach den anderen Schumi tot, das wäre was. Ich würde zwei Wochen lang Party machen, was ich zwar sowieso machen würde, aber so hätte man wenigstens einen vernünftigen Grund!

Ziemlich gut übrigens borisbecker.de, die tolle Homepage des Internet-Mäzens dieses Sport-Portals, was keiner haben wollte!

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Yoko Ono - Witwe

Es gibt eine neue Platte von Yoko Ono, ein Todesgesang zum fünfzigsten Jahrestag von Hiroshima. Die Schmeißfliegen werden "Rising" als ihr Lebenswerk bezeichnen um sie endlich loszuwerden, die unbequeme Witwe, die den revolutionären Charakter der Teenage Rebellion schon viel früher nach Hause gehen sah. Yoko Ono ist eine der wichtigsten lebenden Figuren der zeitgenössischen Kunst, wenn nicht sogar die wichtigste. In Japan aufgewachsen war sie vieleicht zu naiv, zu glauben, daß man der Kunst von Lennon/Ono genauso viel Aufmerksamkeit schenken würde wie den Schnulzen, die der alte Rocker mit dem fetten Konfirmanden McCartney geschrieben hat. "Ich fürchte, bis zu ihrem Tod wird kein Mensch Notiz von ihr nehmen. Ich kann die Leute an einer Hand abzählen, die außer mir noch einen blassen Schimmer davon haben, wer sie ist oder wie sie denkt, oder was ihr Werk an Bedeutung für diese Generation von Vollidioten hat. Sie hat die Hoffnung, wahrgenommen zu werden." (John Lennon in seinem letzten Interview) Yoko Ono, bestenfalls als andere Hälfte einer Legende gehandelt, konnte sich den Luxus der großen Liebe mit einem Prominenten leisten, weil sie längst eine eigene Person war. Die Wahl-Amerikanerin hat radikale Konzeptkunst vor Warhol und Beuys betrieben, aber die Medien sind bis heute zu ignorant um darüber zu reden. Die Medienwixer sind alle kleine Fanboys, kleine Wixer, die endlich auch ihr Ding gelutscht haben wollen und eigentlich wollen sie nur artig sein und ein Lob erhalten, möglichst von weit oben auf der Promi-Treppe. Die Fanboys haben inzwischen jeden Plan verloren, wovon sie eigentlich reden und sie bleiben nur verklemmte kleine Fans, die das gleiche Maß an Aufmerksamkeit wollen, was sie für ihre "Leute" aufbringen. Medienwixer sind aalglatt und zynisch langweilig oder vordergründig verklemmt und ganz ohne eigenes Leben. Es ist dem Medienwixer nicht möglich zu begreifen, daß er von der Kunst gehasst wird, gehasst wird wie sonst wenig andere Berufsgruppen, die ihre Schleimspur von den Achtzigern in die Neunziger gezogen haben. Der Medienwixer wähnt sich noch im Zeitalter der Aufklärung und gehört in der Regel zu den Leuten, die sich mit Medienwirkung und Popkultur am allerwenigsten beschäftigt haben. Die männlich weiße Arschlochkultur wollte deshalb ein neues "Sgt. Pepper", ein Album, was die phantastische Julie Burchill als "Pearl Harbour der Popmusik" bezeichnete. Wenn es den Medienpfadfinder nicht gegeben hätte, der den "great Rock'n'Roll-Swindle" nicht kapiert hat, ja, vieleicht hätte Pop eine revolutionäre Kraft entfalten können, aber so bekamen wir eben Plastik statt Anleitungen wie der eigene Kopf für eigene Wunschfilme zu gebrauchen war. Später bekam die Medienerlebniswelt dann "Free as a bird"und weitere Remixes. Toller Medienwixstoff

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Jello Biafra - Missionar

Jello Biafra gehört zu den Leuten, die glauben, daß andere Leute nicht die Zeitung lesen können und entwickelt in kurzen Momenten einen missionarischen Unterton. Seine Live-Show im Bremer Schlachthof hatte viel von einem, der einst durch die Städte zog um die Zeitung vorzusingen weil die Medien noch nicht weiter entwickelt waren. Ein bischen amüsante Vortragsform, aber gelegentlich verfällt der Herr in die Geschwätzigkeit. Macht ja nichts. Ein bischen eitel ist er ja und auch die römischen GenossInnen vom Forte Prestino können nur bestätigen, daß der große alte Mann seine besten Tage gesehen hat während sich seine Ex-Kollegen mit den revivalten Dead Kennedsy zum Narren machen. Reden wir da nicht drüber.

"If Evolution is outlawed, only outlaws will evolve" heißt die letzte Spoken Words-Box mit 3 CDs bei Alternative Tentacles/World's Best und 3 sind mindestens eine zuviel.

Vom MIA-Abkommen hat man in Europa auch schon mal gehört, die Zensur-Klamotten sind so neu nicht und in den USA dürfte Biafra nur vor einer Bildungselite der oberen Mittelschicht auftreten, die irgendwann mal die "Dead Kennedys" gehört hat, nicht mehr genau weiß warum und inzwischen in Werbe-Agenturen arbeitet.
Hauptsache ist aber, daß irgendwo zwei Dorfmetals deswegen 'ne Zeitung abonnieren. Oder 'ne Band gründen. Oder sich nur so in die Fresse hauen. Well, erfüllt auf alle Fälle eher studienbegleitende Zwecke als die neue Spoken Word von Henry Rollins, wo man auch mal schmunzeln darf und nicht immer nur gerade sitzen muß.

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Peter Bagge - Comiczeichner

Peter Bagge ist ein verrückter Typ von ausgeprägtem. Stilbewußtsein. "Bölkstoff" entlarvt er sofort als billig süßes Gesöff. Den dazugehörigen Brösel, Bügelflaschen-Vortrinker, der um die Ecke mit seinem stinkenden Motorrad um Aufmerksamkeit heischt, finden wir beide reichlich shocking. "Aber ich wünschte, daß jemand ein Buddy Bradley-Bier rausbringt, was tatsächlich schmeckt." Peter lacht sein meckerndes Lachen. Kollege Dan Clowes hat immmerhin schon eine Cola-Dose mit einer seiner X-kompatiblen Trauerminen verzieren dürfen. Die Zielgruppe bevorzugte zu dieser Zeit aber gerade Virgin-Cola, Pepsi's next Generation und hier dürfen sogar Spacken wie die H-Bloxx auf die Dosen. Das Interesse an der aufwendigen Verpackung mit teuren Holo-Covers oder die Summe von Merchandising-Lizensen überwiegt auf dem Hamburger Comic-Salon gegen jegliche Form von Inhalten. "Die häufigste Frage, die ich zur Zeit kriege, ist die, ob es nicht bald einen Hate-Film oder kleine Plastik-Punker von mir gibt damit man die Bradleys dann auf dem Teppich gegeneinander antreten lassen kann." Wir reden über Musik, schmutzigen Rock'n'Roll, während das laue Treiben des Salons an uns vorbeirauscht. Peter Bagge hatte sich das auch anders vorgestellt, aber er kann darüber lachen. In den Achtzigern war der zornige junge Mann plötzlich aufgetaucht und prägte seine expressionistischen Super-Glubberaugen mit unendlich verzehrbaren Gliedmaßen und eine wahnwitzige Form von Cartoon-Gewalt. Frühe Arbeiten wie die Serie "Martini Baton" mit Dave Carrino zeugen von Pete Bagge`s wilder Zeit in New York, wo er seine Punk- und Kunstschul-Zeiten erlebte.

Bagge gehörte zu den jungen Krakeelern, die 1978 nichts mehr vom Formalismus und altbackener Kunstgeschichte hören wollten und sich mit modernen Mythen in den Massenmedien beschäftigten. Niemand wusste mit dem Vermächtnis von Pop-Art etwas anzufangen, New York lebte den Mythos der 60er, Velvet Underground, Suppendosen und Filme mit schüchternen Intellektuellen, die auch die sonnige Manhattan-Skyline an einem klaren Frühjahrstag nicht glücklicher wurden. Alles war aufgewacht und die Party vorüber. Peter Bagge, Dace Carrino und Helen Keller hausten in einer schmuddeligen WG, trugen Sonnenbrillen vor dem Fernseher und trieben sich auf Konzerten rum von denen Woody Allen sagte, daß "man immer das Gefühl hatte, daß die Musiker gleich Geiseln nehmen würden." Es wurde viel getrunken und der "WG"-Strip um die Partyhopperin Martini Baton erschien demzufolge erst 1982. Punk hatte nach seinem authentischen Ende eine Menge Wellen ausgelöst. Die konventionelle Kunst hatte ausgedient und wenn Kixen's tvuzk auch heute noch auf Kunstschulen gesagt bekommt, daß Warhol kein Künstler war und er sich ein neues, älteres Thema suchen soll, so war der popmoderne Altag schon lange Realität bevor verknöcherte Rollkragen und schlecht sitzende fette Anzüge überhaupt davon gehört hatten.

Star Wars und Kiss wurden die ersten großen Multi Mania-Hooks für ein verdrehteres Bewußtsein. George Lucas verdiente sich dumm und dusselig an den Andenken zum ersten großen Film des Rebellen-Genres. Es gab keine Merchandising-Lücke, die nicht von der Macht erfasst worden wäre. Kiss gingen deutlich subtiler vor und verkauften ihre eigenen Identitäten zugunsten einer vollkommen neuen Mischung von Rocktheater, die sich mühelos auf alle Medien und Werbeartikel aller Art übertragen ließ. Kiss lebten in einer eigenen Comic-Welt, die von vier Typen mit der Mission zu rocken gilt. Monster, Space Opera, Mystery, lasziven Sex und immer wieder die bombastischesten Mega-Inszenierungen, Kiss waren ihrer Zeit weit voraus und hatten David Bowie's Rollenspielchen zu Ende gedacht. Kiss spielten nicht die Monster. Kiss waren die verdammten Monster ! Mit Kiss und Star Wars erlebte die Pop-Kultur ein kurzes Hoch, was sich nicht zuletzt in den Comics niederschlug. Kiss waren die Helden in zwei Specials, die gerade neu verlegt wurden und spielten sich selbst als Superhelden im legendären "Kiss fight the phantom of the park". Kiss zertrümmerten die Grenzen zwischen Realität und Fiktion und stellten die Illusion wieder auf den Trohn. Es war nicht wichtig, was man tat, so lange man dabei mächtig unnahbar cool rüberkommt. Entdeckt wurde man dann immer noch, ganz egal wofür. Die Comics waren aber noch nicht bereit für das volle Potential ihrer Möglichkeiten. Wo ein Straßenheld wie Keith Haring sehr schnell in die Galerien fand, taten sich die jungen Cartoonisten schwer. Den meisten waren Kiss und Punk egal und sie wollten den Hulk zeichnen. Gegenüber hing eine neue Generation von Underground, die sich von der ersten Generation um Robert Crumb und anderen Sixties deutlich absetzten. Peter Bagge und Konsorten sahen verächtlich zu wie man aus Punk-Werten das zynische Hard Edge-Attitude zurechtzimmerte und die Achtziger mit zynisch arroganter Hirnlos-Action vollpumpte. Es zählte nur noch künstliche Simulation , die Pseudo-Realität von X-Men bis Glücksrad, die uns Erfahrungen "wie im Kino" suggerierte und schmackhaft machte. Die Yuppies hatten vom Rock'n'Roll-Swindle offenbar auch so einiges gelernt und es herrscht noch immer eine Atmosphäre schneller Abzockerei mit beschissenem Scheißdreck bis alles zu Tode recyclet war. Von der Phantasie der Kiss-Inszenierungen war man weit entfernt.

Anfang der Neunziger entdeckte man die verrückten Punker wieder und versprach sich von diesem Retrovival noch einen letzten Profit bevor sowieso nur noch totale Künstlichkeit angesagt war. Und so stießen alte Weggefährten wieder auf Jurassic Punx wie Peter Bagge. Pech für die Yuppies, daß die Punkerleiche noch lebte, die sie da fleddern wollte.

Peter Bagge hatte irgendwann die Liebe seines Lebens gefunden und es verschlug ihn von der Ostküste nach Seattle, eine Hafenstadt mit nieselig mildem Klima unter einer Waldanhöhe und guter Infrastruktur an verqualmten Live-Kneipen. New York versumpfte langsam aber sicher zum Mythos mit Prothesen und die kulturelle Szene hatte sich selbst einen festen Zug in die Ernsthaftigkeit verschrieben. Peter Bagge wurde derweil neuer Herausgeber von Robert Crumbs "Weirdo"-Magazin und schon sehr früh zeichnete sich die Generationsablöse ab. "Sie hatten mich damit schon sehr früh" sagt Peter und nippt am Bier, während unsinnige Ansagen durch die Hallen plärren. "Ich habe sehr autobiographisch gearbeitet oder zumindest den Anschein vermittelt. Comics waren zu dieser Zeit noch unterentwickelter als heute. Außer Robert Crumb gab es eh sehr wenig und der ganze Rummel um die New Comix der Achtziger bezog sich auf den Mainstream." Mit "Dark Knight" und "Watchmen" präsentierte sich der ôffentlichkeit eine neue, respektlose Herangehensweise an die Superhelden, die immer noch 90% des amerikanischen Marktes beherrschten. Frank Miller zeichnete das Bild des 60jährigen Batman als faschistoidem Selbstjustizler mit extremer Persönlichkeitsstörung und führte durch seine Einbindung von Panels mit Fernseh-Kommentaren nur seinen Stil aus "Daredevil" weiter. Im Prinzip hatte Miller in seinem Marvel-Run um den blinden Rechtsanwalt zwischen Gesetz und Gerechtigkeit schon alles über Ninjas, Mutanten, böse Corporations und geheimnisvolle Frauen gesagt, aber nichtsdestotrotz wird dieser Typus hard-boiled Anti-Held , nichtzuletzt von Miller selbst, ohne Ende weiterkopiert. Alan Moore trug in "Watchmen" auch nur an die Amerikaner, was er den Briten schon mit "Miracleman" vorgeführt hatte, Superhelden zehrten nur von ihren eigenen Klischees und bezogen sich nur auf sich selbst. Alles war vorgedacht und in Industrienormen gepresst, Batman würde niemals richtig sterben und alles war nur ein Spiel mit den Konventionen des Genres. Alan Moore's popmoderner Schwanengesang um Macht und Verantwortung wurde inhaltlich aber nur am Rande begriffen. Zu komplex war "Watchmen", das Future-Retro-Gestrüpp von cleveren Anspielungen und so wanderte das erwachsenere Publikum irgendwann in den tatsächlichen Underground ab. Naja, einige zumindest... Junge Leute, die Comix mochten und damit aufgewachsen waren, forderten nach neuen Herausforderungen und hier stießen sie dann ruckzuck auf Peter Bagge und seine Figur Buddy Bradley. Bagge hatte nach "Weirdo" sein eigenes Magazin "Neat Stuff" weitergeführt und dort die reizende Familie Bradley entwickelt, den Alptraum der amerikanischen Vorstädte. Buddy Bradley hatte bald ein Eigenleben entwickelt und dem täglichen Familien-Alptraum fehlte irgendwann die Würze als die eigenen Jugenderinnerungen ausgeschlachtet waren und Buddy endlich erwachsen werden mußte. Also nahm Peter Bagge das Gesetz der Serie ernst und führte seine Helden in die Heft-Serie "Hate", die sich inzwischen zum Top-Seller der unabhängigen Verlage gemausert hat. "Hate" verfolgt Buddy Bradley in einer klaren Zeitlinie. Die Figur altert mit seinem Schöpfer und arbeitet dessen Erfahrungen in all ihren Widersprüchen auf, während Batman immer ein Markenartikel für 14jährige und "Junggebliebene" bleiben wird. Wir alle wissen das und eben auch, daß Carlsen die Serie unter dem idiotischen Titel "Leck mich!" verlegt (Provo!) und die Original-Serie inzwischen farbig ist. Darüber mögen sich die Nerds ereifern. "Ich habe nie ein Problem mit der Farbe gesehen. Die Leute sind so fixiert, daß Underground eben in schwarz/weiß sein muß." "Die Hefte sehen jetzt wie harmlose Archie`-Hefte mit schweinsrosa Gesichtern aus." "Exakt und das gefällt mir. Was meinst du, wem die Dinger jetzt in die Hände fasllen und was für bittere Eltern-Briefe ich jetzt kriege, he, he." Wir hocken immer noch an Peter's kleinem feinen Signiertisch in seiner Ausstellung, in der nur Peka und Stephan Katz rumlungern weil es hier Bier gibt und das scheint den Herren gut zu gefallen. Zwischendurch kommt Tom und fragt den Gast, der eigentlich wegen seiner Ausstellung in der Berliner "Grober Unfug"-Galerie in Deutschland ist, ob denn noch was zu trinken da ist und Peter freut sich, daß der Comic-Underground in Hamburg so überschaubar ist. Bei astronomischen Tagespreisen von zehn Mark für eine kleine Verlagsmesse verirrt sich kaum jemand in die Deichtorhallen. Drei Tage ist man einigermaßen unter sich und das ist auch ganz lustig weil deutsche Provinz immer sehr unterhaltsam ist wenn sie richtig schön dick aufgetragen ist. Peter hatte erwartet, etwas mehr im Rampenlicht zu stehen, ist aber nicht traurig, daß sich nur ein paar schüchterne Kids mit NOFX-Herrenoberbekleidung für ihn interessieren. "Es ist ziemlich nervig inzwischen. Ich gehe gerne irgendwo hin, wenn man mich einlädt , meinen Flug und mein Hotelzimmer bezahlt, aber meistens denken die Leute dann, daß ich ihnen erzählen kann, wer Kurt Cobain wirklich ermordet hat." "Du stehst einer Rock'n'Roll-Tradition aber auf jeden Fall näher als dem Comic-Gesammel." "Klar, ich sehe mich ja auch in so einem Zusammenhang. Ich bereue ja nicht, daß ich sehr viel für Sub Pop gezeichnet habe und all das. Die Leute müßen nur sehen, daß das ein lokales Label war und ich ein lokaler Künstler, der immer noch zu billig war, he, he. Aber das ist ja immer noch meine beste Werbung, daß sich Leute regelmäßig mein Heft kaufen weil ihnen das TAD-Cover gefallen hat. Aber ich höre dieses Zeug sowieso nicht mehr und kann auch nicht viel dazu sagen. Ich erzähl immer irgendwelche Lügen über die Dwarves, wenn man mich auf den Seattle-Boom anspricht."

1993 brachte Pete sein erstes Fanzine "I like Comics" auf den Markt mit, eine "Super Special Seattle"-Ausgabe mit endlosen Interviews über volle Aschenbecher, dreckige Socken und die verrückte Fantagraphics-Hausgemeinschaft. Peter Bagge ist ein Schandmaul, seine erste "journalistische" Arbeit ist ein Meilenzähler der Fanzine-Kultur voller Bosheiten und auch auf dem Salon wird er nicht müde seine Mitstreiter zu dissen. Wir grinsen über das Kleid von Julie Doucet und Pete klatscht brühwarm über ihre Affäre in Berlin, die der liebreizenden Franko-Kanadierin inzwischen eine neue Heimat auf der Welt größten Baustelle einbrachte. Dann ist Jeff Smith dran, der schon im Flugzeug seinen Jet Lag betrunken hat und seitdem im Dauerakkord die Gebrüder Bone zu Papier brachte. "Jeff wird niemals aufhören zu lächeln. Es ist unmöglich, diesen Kerl hochzunehmen, ein elendiger Heiliger." Die Verschworenheit fällt auf, die den amerikanischen Comic-Underground durchzieht. Da ist die kalifornische Residenz mit Verlag, "Comics Journal" und vielen Umtrünken. Da ist die Seattle- und die Toronto-Sippe, da sind die New Yorker "Artsuckers" und seit Neuestem auch das Image-Brat Pack der ehemaligen Marvel-Star-Zeichner, die eine Schlacht nach der anderen gegen den ehemaligen Arbeitgeber gewinnen. "Es ist viel passiert und es wird immer mehr geredet. Einzeltäter wie Evan Dorkin oder Dave Sim treiben die Revolte noch zusätzlich. Es ist als ob alle unbedingt was ernsthaftes aus Comics machen wollten, aber am Ende nur die Marktanteile verteile

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Helge Schneider - Genie

"Lachen sie nur!"

"Wir haben nicht durch irgendeinen Trend Erfolg. Wir, oder ich, machen den Trend. Und ich hab schon immer denselben Erfolg gehabt, aber wir sind besser geworden. Und jetzt kommen halt immer mehr Leute, die vorher nicht kommen konnten, weil, die kannten einen ja noch nicht. Und das heißt, wir machen den Trend und es geht hier nicht um ‚Deutschland muß wieder lachen" oder so’n Quatsch." (Helge Schneider )

Dumme Menschen posaunten in diesem Lande lange rum, was so richtig scheiße wäre, sei "schon wieder gut" und das beste Beispiel sei jawohl der Helge Schneider. "Spaß haben" wurde als Imperativ ganz groß geschrieben und wer nicht mitmachen wollte, war ein Spielverderber. In dieser Zeit wand sich Jazzgröße Helge Schneider von den Menschen ab. Die Kunst seiner musikalischen und verbalen Improvisation auf der Bühne wurde von zahnlosen Medien als krachlederner Schenkelklopfer verarbeitet, als Comedy zunächst bejubelt und später als Signal allgemeiner Infantilität beschimpft. Bei Humor hört der Spaß meist auf. Mit neuer Band "Firefuckers" und Reinhold Messmer-Look tauchte der Helge Schneider 1999 bei Metal-Festivals und "Rock gegen Rechts" auf. 2000 folgte "Jazz", eine phantastische Platte ohne Worte von ernsthafter Größe.

Hampelmänner wie Ingo Appelt, Container Alex und Wigald Boning wieder weg vom Fenster, niemand kennt Karina aus Gera, die Big Brother 3 gewonnen hat und Stefan Raab recyclet nur noch sich selbst. Das kulturlose Gesindel hat sein Pulver verschossen und ihre Pop-Aktien sind nichts mehr wert. Ganz ohne Talent, Können oder einen Hauch von Kunst geht es dann wohl doch nicht!

Ein idealer Zeitpunkt für Helge Schneider um wieder auf Tour zu gehen. "Plautze voll" heißt das neue Programm und natürlich ist die kleine Band "Harcore", bestehend aus Buddy Casino an der Orgel und Peter Thoms am Schlagzeug, wieder mit von der Partie um Helge adequat zu begleiten.

Als Auftakt der letzten Tour lud Helge Schneider zum Currywurst-Essen vor den Berliner Reichstag und auch die wachhabenden Mitglieder der Polizei waren darüber sichtlich erfreut. Im strömenden Regen balgten sich die Beamten mit der Presse um die besten Plätze um ein vernünftiges Foto, ein Autogramm oder Antworten auf Interviewfragen zu bekommen. "Das mit den Currywürsten war natürlich nur so ein Trick um euch alle her zu locken" gestand der Musiker sehr schnell. "Und da ist meinem Agenten eben nicht anderes eingefallen. Irgendwie muß man ja auf sich aufmerksam machen oder die Leute sagen, ach, dich gibt es immer noch?" "Ich bin aber sowieso kein Wurstverkäufer und mag auch keine Wurst. Früher habe ich die mal gemocht, aber davon kriegt man Pickel oder Curry-Allergie. Ich mache mir höchstens mal ein Spiegelei." Da hakt die Pressemeute nach und drängelt noch ein wenig mehr. "Dann verraten sie uns doch bitte ihr Rezept für Spiegeleier." Helge Schneider grinst und weicht Fernseh-Kameras aus. Er ist auffällig unrasiert und das Wasser läuft ihm in kleinen Bächen den Hut runter. "Also, man muss Butter erhitzen, das Ei aufschlagen und das Innere in die Pfanne fallen lassen." Und womit schlägt sich der Meister sonst die Plautze voll? "Brombeeren" lautet die knappe Antwort Die kleine Band "Hardcore" soll übrigens weitere Mitglieder bekommen. "Wir haben einen neuen Schlagzeuger aus Amerika, Johnny Cola" diktiert Herr Schneider bevor er plötzlich einfach verschwunden ist

"Ich habe es nicht nötig im Fernsehen aufzutreten" verkündete der Maestro kürzlich auch bei Schlachter Raab. Jeder kann als Saalkanidat im Fernsehen auftreten, Geld bei einem Quiz gewinnen oder sich zum Opfer der Schadenfreude von "TV Total" machen lassen. Jeden Abend live auf der Bühne stehen, einen Song wie "Sunny" am Klavier verwurschteln, Elvis und Westernhagen in perfekter Stimmlage imitieren, "Katzenklo" präzise rückwärts spielen: das kann nur Helge Schneider, das Universaltalent, ein Mann, der weit über 100 Instrumente beherrscht und musikalische Gags aus dem Ärmel schüttelt als sollte man einen Song prinzipiell niemals zwei mal auf die gleiche Art und Weise spielen. Das weiß sogar die Berliner Polizei! Wo andere "ficken" brüllen und irgendwer daraus am besten gleich einen Börsengang machen will, bleibt Helge Schneider vor allem ein brillianter Musiker. Und man muß schon sehr viel von den Tönen verstehen um damit umzugehen wie das Trio Schneider, Thoms, Casino. Man muß auch bei anderen sehr genau hinhören um Texte wie den von der "Katzenoma" aufzuschreiben und daraus einen 12minütigen Sprechgesang zu machen.

"Hefte raus - Klassenarbeit", die letzte CD (Roof Music), aufgenommen in Stuttgart im Jahr 2000, ist das Beste, was man offiziell von Helge Schneider kaufen kann. Live und in Höchstform wird die gesamte Palette und ein idealer Vorgeschmack zur Tour geliefert. Wer aufpaßt, bekommt noch die limitierte Version mit einer 20minütigen Bonus-CD. Aber eigentlich muß man den Ausnahme-Entertainer live sehen. Man muß ihn sehen, nicht nur hören, vor allem weil es zwischen "Spaß muß sein" und "da hört der Spaß aber auf" sonst nicht mehr viel zu lachen gibt

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Lothar Schirmer - Kunstsammler

Beuys wie er singt und lacht

"Wir sind die Roboter" quakt ein Fernseher durch die Halle. "Das ist sozusagen der audio-visuelle Teil." Ein Lächeln erklimmt die Lippen von Lothar Schirmer, hintergründig, verschmitzt und wissend, aber dennoch halb entschuldigend. Einer der Kollegen wirft einen verächtlichen zweiten Blick auf vier riesige Fotos des Holländers Anton Corbijn, in deren Rahmen sich die Dauerschleife eines monotonen Musik-Videos spiegelt. Vier Männer mit ausdruckslosen Gesichtern oder sind es Schaufensterpuppen, Lothar Schirmer deutet noch kurz mit dem Arm in die andere Richtung und weist auf ein Bild von Inez van Lamsweerde, "my mother? I'll tell about my mother", eine Frau im Büro vom Schlage 100% Synthetik. Gruselig ! "Irgendwie am Computer manipuliert" befindet der Sammler, will wohl noch etwas sagen, aber die Journalisten-Horde ist weitergetrabt. Endlich darf der letzte Raum betreten und der Geist des Mannes eingeatmet werden, den die Ausstellung bereits im Titel anführt. Die große Zahl von Zeichnungen vom Ozzy Ozbourne der freien Kunst hat man bereits gesehen, nun erreicht die Führung durch die Ausstellung seinen Höhepunkt. Ein aufgespießter Hase, an eine Tafel gelehnt, ein alter Ofen, ein Kleintierstall voll Unrat, ein Haufen Schrott in gedeckten Farben, "vor dem Aufbruch aus Lager I" genannt, phantastisch ! Nicht zu vergessen natürlich die gute, alte Badewanne, wahrscheinlich das bekannteste Werk von Joseph Beuys aus Düsseldorf. Schirmer hatte das Objekt, mit Heftpflaster, Mull und Vaseline künstlerisch ausgestattet, im Jahre 1973 an ein Wuppertaler Museum ausgeliehen, von wo die Wanne mit einer Wanderausstellung in den Abstellraum eines Museums in Leverkusen gelangte. Bei einer Fete des SPD-Ortsvereins wurde das Objekt dann als Bierkühler verwandt und die Affäre endete damit, daß die Stadtverwaltung zum Schadensersatz von 180000 DM verdonnert wurde. Ein Foto von Ludwig Rinn zeigt Beuys in Schirmer's Wohnung "beim Anrühren und Mischen von Ölfarbe während der Neubearbeitung", quasi beim Remixen des Objektes. Egal, Badewanne ist Badewanne, das Kunstwerk scheint dasselbe zu sein und die Presse ist zufrieden.

Es scheint zunächst schwierig einen roten Faden in den Werken zu finden, die der Münchener Verleger in 25 Jahren zusammengetragen hat. Kein Kunsthistoriker würde eine solche Kombination zusammenzustellen. "Wie eine Wanderbühne" hat sich die Ausstellung ausgebreitet wird gewitzelt. "Eine gewisse ästhetische" sowie eine "geistig künstlerische Haltung" weiß Wulf Herzogenrath trotzdem zu erkennen, der in der Kunsthalle nicht nur der Boss ist, sondern auch seit vielen Jahren mit Lothar Schirmer eng befreundet. Wie zwei Schuljungs freuen sich die Beiden auch dementsprechend über ihren gelungenen Coup, die Sammlung erstmals der Öffentlichkeit zu zeigen und das eben nicht nur weil u.a. die international bedeutendste, "privat verborgene" Beuys-Sammlung dazugehört. Nein, die Freude an der Kunst liegt in der Luft und wenn der Titel der Ausstellung auch vermuten lässt, es mit einer Art"die größten Hits der Nachkriegskunst" zu tun zu haben, so irrt man doch gewaltig. Erstens fehlt dafür mindestens ein Andy oder Roy und zu viele Unbekannte gesellen sich gleichberechtigt zu Cy Twombly, John Cage, Cindy Sherman und natürlich Beuys. Michael Schirmer präsentiert seine Sammlung mit großer Leidenschaft und wird nicht müde, die Jounalisten mit persönlichen Anekdoten zum Erwerb einzelner Werke zu unterhalten. Hans-Peter Feldmann's "Objekt mit roten Schuhen und kolorierter Photokopie" ließ bei seiner Lebensabschnittsgefährtin den Verdacht der Untreue aufkommen: glänzende, neue Schuhe ? Da konnte nur eine andere Frau dahinterstecken ! Scherzhaft fasst man die ausgestellten KünstlerInnen als "die Sensibilisten" zusammen, Individuen, die sich Genres, Strömungen und Klassifizierungen entziehen, kreuz und quer im Weg liegen. Der Zusammenhang erschließt sich aus der Sammelleidenschaft des "engagierten Süchtigen" und "besessenen Papierfetischisten" Michael Schirmer, der Kunst zu sammeln begonnen hat bevor der Kunstmarkt in den 60ern zu explodieren begann und die "documenta" für eine breite Popularisierung der Gegenwartskunst sorgte. Von Bremen-Vegesack aus, machte sich der junge Schirmer 1962 in die Innenstadt auf um sich in der Kunsthalle die Adressen von ihm geschätzter Künstler aus dem Künstlerindex rauszuschreiben und diese privat aufzusuchen. So begannen Freundschaften mit Künstlern wie Beuys, Lothar Baumgarten und anderen, die sich heute für erlesene Weine interessieren können und auf exklusiven Parties mit Jack Nicholson bekannt gemacht wurden. Als Chef-Redakteur der legendären Schülerzeitung "Echo" sorgte er1963 auch dafür, daß die Cover von möglichst exklusiven Künstlern der Gegenwart gestaltet wurden. Krönung war ein Cover vom großen Roy, was dieser später persönlich signierte. Nach seiner Bundeswehrzeit entschied sich Schirmer für den Beruf des Verlegers und das schon allein deswegen "weil der Künstler immer mit seiner Frau in der Küche steht und überlegt, wo man noch schnell die besten Werke verstecken kann, wenn plötzlich ein Kunsthändler in der Tür steht." Als Verleger konnte er auf die Eitelkeit der Künstler hoffen, die natürlich ihre besten Sachen nicht ungedruckt sehen mochten. So war die Schirmersche Wohnung irgendwann bis zur Besenkammer voll mit Kunst und es kam immer noch mehr dazu. Zur Zeit steht aber nur ein Bett in der Wohnung. Der gesamte Rest der Einrichtung steht in der Kunsthalle.
Viele Fotos sind dabei, Heinrich Zille und August Sander leiten das Jahrhundert ein und Philipp Otto Runge's Scherenschnitte von 1805 zeugen von einem wesentlichen Merkmal der Sammlung, derAbneigung gegenüber Ölbildern und der Vorliebe für popmoderne Pioniere und deren Großväter. Der große Sander hängt an hellen Wänden wie eingangs erwähnter "audio-visueller Teil" der Düsseldorfer Gruppe "Kraftwerk" und daneben gleich die Hochofenköpfe, die Kohlebunker, die Fabrikhalle und andere industrielle Ansichten von Bernd und Hilla Becher. Ein kleines Guckloch in's 20.Jahrhundert tut sich auf, einer Zeit als Menschen noch keine Cyborgs mit künstlichen Persönlichkeiten sein wollten. Man verzichtet streng minimalistisch auf jeglichen biographischen Schnörkel zum tieferen Verständnis einzelner Werke, auf ein "Massengrab der Informationen" verzichten und über diese treffenden Worte sollten wir heute alle beim Einschlafen noch mal nachdenken.

Nachtrag: Ozzy Ozbourne ist ein Musiker des "Heavy Metal", der in den 70ern damit reich und berühmt wurde, lebenden Tauben die Köpfe abzubeißen und heutzutage in amerikanischen Spielzeugläden auch als Plastik-Action Figur zu haben ist (incl. Plastik-Tauben mit abnehmbaren Köpfen!)

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PERSONEN:

David Rodigan - Reggae-Onkel

Die meisten Reggae-Fans bürsten sofort die Ausgeh-Uniform und studieren die Nachtfahrpläne wenn er die Stadt besucht. Cordigan ist seit über zwanzig Jahren Radio-DJ für BFBS und Kiss 100 FM und erreicht mit seiner "Rodigan Rockers-Show" über 20 Millionen Reggae-Fans zwischen Zypern und den Falkland-Inseln. Niemand steht in der Gunst der Reggae-Gemeinde höher als der schmächtige, weiße Mann mit der Halbglatze, der die musikalischen Rohstoffe für die DJ-Weiterverwertung zu sortieren vermag wie kein anderer. Mit seiner Rewind Selecta-CD-Reihe hat David Cordigan erstmals die wichtigsten Hits von Roots bis Dub zusammengestellt. Seinem Engagement verdankt die Dancehall-Kultur ihren Status als Vater des Gedanken mobiler Techno-Kommandos und temporärer Tanzinseln. Der Engländer spielt den Leuten, wozu sie tanzen mögen und hält sich nicht lange damit auf selbst zu mixen. Viel lieber sagt er einfach kurz den Titel an. David Cordigan ist ein der König einer Plattensammler-Kultur, ein Bill Gates des Reggae und er spielt mit Vorliebe seine persönlichen 10" Dub-Plates, in denen DJs und Sänger ihre Hits zu speziellen Huldigungen umtexten. "If you want to be a number one, you have to kill Rodigan" singt Gregory Isaacs und Bounty Killer verheißt "..big things a gwarn in 2004, David Rodigan kill a dozen or more !"

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PERSONEN:

Weizenbiertrinker

Ein vielgeschmähtes Volk, die Typen, aber möglichst früh viele Weizenbiertrinker in der Hütte zu haben, ist das Erfolgsrezept jeder Veranstaltung. Die Jungs gehen nicht so oft aus, zahlen artig Eintritt kommen oft allein, machen keinen Ärger, hören sich stoisch alles an, bleiben sitzen bis zum Schluß und trinken dabei ihre vier Gläser in rationalem Preis-Leistungs-Verhältnis.

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PERSONEN:

Dr.Eugene Chadbourne - verrückter Wissenschaftler

The Trouble is Real

"When you laugh about my jokes, they could think we're in love."
Seit alles Pop ist, also Schlager, Krieg und Massaker auf dem gleichen Trivial-Level abgefrühstückt werden können, verzichtet die Avantgarde auf die Wichtigkeit der öffentlichen Wirkung in den Medien. Man widmet sich primär dem Erhalt der eigenen, vom Aussterben bedrohten Subgesellschaft, die zum Teil längst in digitale Welten ausgewandert ist. Im Cyberspace hört dich niemand weinen... Zum letzten Kriegsausbruch reisten unlängst prominente KunststudentInnen aus Bremen, Budapest und Marseilles durch Europa und sollten sich einige Zeit auf Staatskosten mit dem Thema "Exil" auseinandersetzen und das Ergebnis war, zum Entsetzen der Kollegin vom "Weser Kurier", wenig greifbar und zu fotografieren gab es außer einer Horde labernder StudentInnen auch nichts. Den jungen Leuten reichte die Möglichkeit präsent zu sein und sie plapperten nur ein paar Statements für die Presse. Kein Wort zum Thema "Exil". Cocktails zu 5 DM bestimmen den lokalen Zeitgeist. "Delmenhorst ist auch Exil" kommentiert ein Künstler, der es wissen muß.

Trotzdem fehlt da der Anspruch, sich überhaupt noch mit den Themen der Zeit auseinander zu setzen....

Dr. Eugene Chadbourne aus den USA, Meister des Ein Mann-Ein Song-Prinzips ist ein Clown Prince of Country, der mit Feedbackharke und elektrischem Totenkopf gewappnet, die Köpfe entwaffnet. "The world according to Näto, they promised us steaks and brought just one potatoe." Es darf gelacht werden. Jazz, Punk, Low-Fi, No-Fi, Pro-Fi, aber alles doch schwer amerikanisch. Chadbourne gehört zur alten Garde der Ausnahmetypen, längst über jeden Zweifel erhaben, immer Avantgarde ein Leben lang und niemals mehr als einen Teller Suppe als Dank. Mit seinem Partner Kramer rockt der Doktor in einer semi-legendären Band namens "Shokabilly" quer durch die Achtziger. Seine Kolumnen im "Maximum Rock'n'Roll" gehörten zu den wenigen Highlights dieses wahnsinnig kultigen Magazins und die meiste Zeit seines Lebens verbrachte Eugene Chadbourne damit, junge Menschen wie "Sonic Youth" zu beeinflußen, die später unermeßlich reich werden sollten. Er trieb sich auch viel in New Yorker Jazzkellern herum, spielte mit Jimmy Carl Black ("Mothers of Invention"), den "Violent Femmes", Camper van Beethoven, Ed Cassidy und hat in der "Knitting Factory" einen beeindruckenden Deckel. Seine Experimentierfreude ist Gesetz und Chadbourne hat mehr Platten gemacht als er an Lenzen zählt. Die Sessions mit John Zorn und Fred Frith sind wahrscheinlich die merkwürdigsten Geräusche, die je von lebenden Menschen produziert worden sind und man könnte eine Invasions-Armada von Raumschiffen kleiner, pelziger Wesen vom Alpha Centauri damit in die Flucht schlagen.

"it's hard to find out, the trouble is real" singt Eugene. An der Wand lehnt ein einsames Indie-Girl. In fünf Jahren wird sie wieder zu Dr. Chadbourne gehen, einen abfälligen Blick auf ein junges Indie-Girl an der Wand werfen und fragen, ob "noch niemand da ist". Chadbourne macht wieder Faxen und imitiert die Frau von Senator und Hexenjäger Jesse Helms. "We should send all the 16-year-old boys with guns to kosovo and tell them, no movies, no coca cola, until they got this thing settled."

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PERSONEN:

A.R. Penck - Plastiken und die Plastikgesellschaft

"Phänomenologie besteht im Grunde aus dem Einvernehmen einer bestimmten Einstellung den Dingen gegenüber. Man klammert dabei so gut wie möglich alles vorangegangene Wissen über die Dinge aus (vor allem das wissenschaftliche), und versucht, sie so unvoreingenommen wie möglich zu Wort kommen zu lassen. Sollte dies einigermaßen gelingen, sollten die Dinge etwas von ihrem Wesen erblicken lassen, dann kann das ausgeklammerte Wissen wieder ins Spiel gebracht werden."
Eröffnungsrede von Vile?m Flusser zum "Steirischen Herbst 1990"(aus "Nomadologie der Neunziger", Cantz Verlag, 1995 Ostfildern)

Die Zukunft ist ein unbekanntes Land, meine Damen und Herren. Kunst ist längst verschlissen und wenn jemand Kultur sagt, wird sofort die Brieftasche gezückt. Die sogenannte Post-Moderne hat ausgespielt und ihre Fans sind außer Atem. Was haben sie nicht alles für tot erklärt : Kunst, Geschichte, Vernunft, Rockmusik, den lieben Gott und Humanismus sowieso. "Schmock-Apokalyptiker" hat der große Matt Groening, Vater der "Simpsons", sie getauft. Der simple Strich dieser Cartoon-Serie ist ein universeller Code, der sich als harmlose Zeichentrickserie verkleidet hat und auf den Nasen derer herumtanzen, die sich dem posthumanistischen Nervenkitzel ihrer Endzeit-Visionen verschrieben haben. A.R. Penck, 1939 in Dresden geboren, macht auch humanistische Strichmännchen, allerdings haben seine eher archäologischen Charakter. Penck ist einer der bekanntesten Vertreter der zeitgenössischen Malerei und auch er ist ein Gegner der 5-vor-12-Mentalität (immer wichtig, immer geschäftig und ohne Sinn für das Wesentliche). Seine "Standart"-Bilder, inspiriert von der intensiven Auseinandersetzungen mit künstlicher Intelligenz und Informationstheorien, folgen ihren eigenen Codes. Das krude Vokabular der Bildsprache verbreitet sich wie ein Virus durch das Gesamtwerk des bekennenden Science Fiction-Fans Penck, der nebenbei in einer Punkband die Schlagfelle malträtiert. Das Gerhard -Marcks-Haus zeigt erstmals eine umfassende Retrospektive der Bronzeskulpturen des Künstlers, die weniger bekannt sind als seine Bilder, eine interessante Sammlung geheimnisvoll organischer Figuren, die ihren eigenen Mythos abzustrahlen scheinen .

Mitte der Achtziger begann Penck damit, Holzskulpturen in Bronze zu gießen und sich mit kleinen "Bronze-Editionen" ganz bewusst auf den Konsum-Diskurs einzulassen. Irgendwann ging er dazu über, auch Flaschen, Dosen oder was sich sonst gerade anfand mit einzugießen. "Die Zukunft der Soldaten" heißt eine der großen Skulpturen, an deren Fuß zwei mahnende Flaschen eingeflossen sind. Viele der Skulpturen haben direkte Titel. Ein schlichter Phallushaufen heißt einfach "Star Wars" und man möchte schon ein bischen grinsen, aber Herrn Penck ist es ernst mit seinem Werk. "Ironische Plastik gibt es nicht" heißt auch ein Essay von Arie Hartog im begleitenden Katalog, der sich ursprünglich mit den ironischen Aspekten der Skulpturen auseinandersetzen wollte, aber Penck mochte die Ironie nicht erkennen. "Ein Modell sollte vor allem kinderfreundlich sein und so auch einen didaktischen Sinn haben" wird der Künstler an anderer Stelle zitiert. Große Aussagen und simple Formen. Kinderfreundlich ist immer toll, aber den Kids fällt bei Star Wars inzwischen nicht mehr Ronald Reagan sondern "Teil 4, voll das geile Videospiel" ein.

Penck möchte provozieren, wo man nur noch missverstanden werden kann. Wenn er für das "Denkmal für Tel Aviv" u.a. einen Videorekorder in Bronze gießt, eine Plastik von 1987 "Antiatomkraft Grün-Grün-Grün" oder eine Statue von 1994 den "Anti-Lenin" nennt, so sind die Titel nicht schwieriger zu verstehen als die Refrains der meisten Deutschpunk-Songs. Aber leider können komplexe Themen nicht einfach auf drei Akkorde oder eine handvoll Bronze reduziert werden. Vermutlich möchte Penck aber den Umgang mit komplexen Themen in der Informationsgesellschaft kommentieren und anprangern. Seine Skulpturen erinnern an die mahnenden Überreste einer ausgelöschten Kultur, verbrannt, halb zerstört. Zeugen aus der Zukunft einer kybernetisch verbesserten Gesellschaft. Es könnte jetzt auch die Rede von Totems und Icons sein, die eine kollektive Erinnerung bewahren, aber viele der aufgestempelten Titel wirken recht naiv, wenn sie nicht ironisch verstanden werden sollen. Penck kommt mit vielen seiner Arbeiten nicht weit über das Bekenntnis zur Gesinnung eines unsichtbaren Widerstandes innerhalb der Avantgarde hinaus. Bronzeplastiken sind halt nicht so richtig massenkompatibel. Kultur wird nur noch simuliert, so lautet eine populäre These. Cyborgs sitzen in den Talkshows und führen Diskussionen, die keine sind. Joschka Fischer führt Krieg, Gorbatschow macht Werbung für Pizza Hut und der Papst läßt seine nächste Tour von einem Auto-Hersteller sponsoren. Umschalten auf "Verona's Weltkrieg" während gespenstische Flüchtlinge in Europa umgehen. Täglich prasseln mehr Realitäten aus den Medien auf uns runter als wir verarbeiten können. Da macht das kybernetische Vokabular schnell schlapp. Penck ist trotzdem ein guter Mann, wenn er auch nicht lustig sein will. Er ist halt selbst längst ein Icon in der Suchmaschine der Unterhaltungsgesellschaft und wäre ein perfekter Gaststar bei den "Simpsons".

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PERSONEN:

Frank Elsner - Provinz-Entertainer

Verstehen sie daß.....?
"Hier ist Böblingen" tönt es zur Eröffnung einer Wiederauflage der versteckten Kamera, die eigentlich niemand nachgefragt hatte. Ein ebenso neuer wie alter Moderator löst den farblosen Cherno als Pausenclown dieser Pannen-Parade peinlicher Plattheiten.
"Und hier ist ihr Moderator, Fank Elsner!" Der Vorhang öffnet sich und heraus tritt einer, den man nur schwer mit dem Erfinder von "Wetten daß" verwechseln könnte, wenn auch beide Brille, graues Haar und Anzug tragen. Harald Schmidt gibt sich die Ehre, bleckt die Zähne und bekommt einen tosenden Applaus, der bei weitem den übertrifft, den Elsner etwas später bekommt.
Schmidt sagt nicht viel und kündigt nur den Mann an, der die Sendung übernahmen soll, die der erfolgreichste Entertainer im deutschen Fernsehen selbst für Jahre moderiert hat.
Ein toller Gag! Frank Elsner erklärt diesen auch sogleich, faselt etwas vom "auf ganz andere Ebenen kommen", erklärt Humor und wie Deutschland wieder mehr lachen muß. Dafür hat er Spaßgaranten wie Sacha, Sarah O'Connor, Axel Schultz und die Schürzenjäger eingeladen und die Filmchen mit der versteckten Kamera sind natürlich noch aufwendiger in Szene gesetzt worden als je zuvor.
Big Budget sozusagen. Als Beweis wird sogleich ein Film eingespielt, in dem eine mehr als tausendköpfige Firma einen fingierten Betrieb simulierte um junge Männer heimlich als angebliche Testpersonen für Unterwäsche zu filmen. Die Herren werden in eine Kabine geschickt und wenn sie gerade in Socken beim Wäsche wechseln etwas doof aussehen, fällt die Wand um und sie stehen auf einem Laufsteg.
Die Kamera sieht nach Big Brother aus und der Spaßfaktor ist gering. Die "große Samstagsabend-Show" kann kaum noch schlimmer werden und die Art und Weise wie Harald Schmidt den ach wie großen Elsner gerade zu bemitleidet, fortan die Butterfahrt unter den großen, alten Shows durch den Sturm der Einschaltquoten steuern zu müßen, hat etwas rührendes.

Elsner kann einem fast schon leid tun. Schmall, grau, blass und ohne jeglichen Esprit verkörpert er das Fernsehen der alten Bundesrepublik wie kaum ein zweiter. Mit Make-Up künstlich am Leben gehalten und bei jeder Gelegenheit für das Konzept von "Wetten Daß...?" gefeiert, aber im Grunde ein Unterhaltungs-Beamter, ein Mitglied des behördlich organisierten Vergnügens nach den Richtlinien des Bildungsauftrages der öffentlich-rechtlichen Sender. Wiederholen sie den zweiten Teil des letzten Satzes mal mit Sharping-Stimme und -Tempo.

Das herrschende Denken bei ARD und ZDF, daß es noch immer eine heile Welt von Fernseh-Familien gibt, die am Samstagabend generationsübergreifend das Wohnzimmer belagert und mit Salzstangen bewaffnet auf jemanden wie Herrn Elsner wartet, zeugt von einer gewaltigen Realitätsverdrängung.
Nicht nur gehen die jungen Leute am Samstag "in die Disco", sie haben inzwischen auch von Kindesbeinen an die eigene Glotze in ihrem Zimmer und müßen sich diesen Müll nicht antun.

Elsner wähnt sich aber noch mitten in den 70ern, heischt um Aufmerksamkeit mit versöhnlichem Gequatsche, was auch schon vor 30 Jahren als klebrig galt. Er berichtet von seinem Produzenten, einem Typen, der acht Zigaretten gleichzeitig raucht und überall halb ausgetrunkene Kaffeebecher hinterlässt wahrscheinlich. Dieser hatte ihm eingeschärft, er müße gleich zu Anfang "jemanden bringen, der jung und alt gefällt." Warum, das erzählt er nicht, aber Elsner bettelt darum, daß man bloß nicht umschaltet und dem Actionfilm bei den Privaten den Vorzug erteilt.

Too late! The author has left the building!

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PERSONEN:

Dr. Bendersen (deutsch)

Der Grand-Signeur des Ameisenhaufens, Kapitän der Style Police und Türsteher beim UCC überrascht mit keckem Design in seinem neuen Weblog. Toll viele Bilder von vorne und von hinten!

Dr.Bendersen
Style Police Under Construction Club

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The Red Elvis (2007)

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DER PHANTASTISCHE REBELL ALEXANDER MORITZ FREY oder Hitler schießt dramatisch in die Luft
(Atrium Verlag, Februar 2007)

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DER ROTE ELVIS oder Das kuriose Leben eines US-Rockstars in der DDR
(Aufbau Verlag/Gustav Kiepenheuer)

Der rote Elvis

Taschenbuch (7,95 € / 14,80 Sfr /3-7466-2261-1)

(Hardcover, 314 Seiten, 34 Abbildungen, 22,50 €)

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English Info

Übersetzung:
David Wojnarowicz
Closes to the Knives

(Mox und Maritz Verlag)

"Von Stefan Ernsting hervorragend übersetzt." (Bayrischer Rundfunk))

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