Edition Moderne, 160 S., 22 EU

Kaum ein Comic wurde seit Joe Saccos "Palestine" so sehr beachtet und gefeiert wie dieser autobiographische Comic-Roman aus dem Hause L’Association. "Persepolis" macht es der Presse dabei einfach: Junge Frau zeichnet ihre Kindheit im Zeichen der iranischen Revolution nach und vermittelt dabei einen verspielten Einblick in die Problematik von Revolutionen, die selten von der Heiterkeit in "Persepolis" geprägt sind. Der autobiographische Anteil ist Stilmittel und hat nichts mit den post-pubertären Genre-Auswüchsen zu tun, die in den 90ern so populär waren. Die Autorin hat eine richtige Geschichte zu erzählen. Sie wollte schon mit sechs Jahren Prophetin und etwas später Revolutionärin werden Diese kindlichen Fantasiewelten führen zu einer bemerkenswerten Auseinandersetzung mit Religion und Politik, der das verstiegen Uferlose abgeht, was den meisten großen Werken dieser Art anhaftet. Satrapi führt die 9.Kunst mit "Persepolis" in eine Ernsthaftigkeit, die ohne verkopften Ballast auskommt und niemals gewollt erwachsen wirkt. Der Humor von "Marjane Satrapi eint sich mit den Zeichnungen der Kinderbuchillustratorin zu einer seltenen Kunst, die nur im Comic ihren Ausdruck finden konnte. "Persepolis" ist ein Buch und muß sich für die Form Comic nicht entschuldigen. Ganz im Gegenteil. Der tösend proklamierte "Kampf der Kulturen" selbsternannter Gotteskrieger aus aller Welt wird durch Werke wie dieses einen Hauch weniger martialisch. Die Annäherung an einen progressiven Iran und dessen Bewußtsein für die eigene Geschichte und die Gegenwart findet statt. Ein paar Generationen später wird man die internationale Stigmatisierung der arabischen Welt durch ein paar texanische Ölbarone Anfang des neuen Jahrtausends vergessen haben und "Persepolis" wird als Klassiker gelten.