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Monday, 28. October 2002

MUTANTENWELT:

President Evil-Im Wendekreis des Silikons

In den Staaten ist ja bekanntlich so einiges möglich und so dürfte auch das politische Engagement von Arnold Schwartzenegger nur in Europa für erhobene Augenbrauen sorgen. Aber wenn Arnie erst mal kanidiert, wird der Haider des Showbiz auch noch zum Präsidenten gewählt. Dafür würde man sogar die Verfassung umschreiben, schätze ich.

Ich war ja auch mal in Amerika gewesen. Versteht sich ! Der USA-Aufenthalt gehört dazu um dabei und vor allem gut drauf zu sein. Man überprüft, was die Vorurteile mal wieder vorher wussten und kann dann am Stammtisch die Erfahrungen vergleichen. Das Brot ist die Hölle, Benzin ist saubillig, die meisten Amerikaner sind extrem fanatische Anhänger seltsamer Sekten aus dem 18. oder 19. Jahrhundert und die Spielzeugläden gleichen kleineren Waffenkammern. Grimmig blickt die Armee der Plastik-Hooligans von den "Racks" herunter, wo sie, hübsch nach Krisenherden sortiert, auf ihre Käufer warten.
Mein dritter USA-Aufenthalt dauerte sechs Monate und in den Spielzeugläden lief gerade der Ausverkauf für "Operation Desertstorm"-Merchandising. Der Krieg war gelaufen, (was war noch gleich das Ende ?), Durchhalte-Spielzeug und Action Figuren zu "Desertstorm" waren überreif. Ich erwarb ein paar Trading Cards und fragte mich, ob die Lizensvergabe für "Desertstorm"-Artikel, Sammelkarten z.B., ähnlich verlief wie bei Karten zu Blockbustern aus Kino, Comic oder Sport. Und leider habe ich die Figuren von George Bush und General Schwartzkopf dann doch nicht gekauft.

Inzwischen stellt Topps auch Sammelkarten zum Afghanistan-Konflikt her und ich warte gespannt auf die neue Irak-Serie.

Ich spiele mit dem Gedanken einer Story über einen Spielzeug-Fabrikanten, der im 3. Reich Adolf-Sprechpuppen herstellt und Konkurrenz durch einen Produzenten von Plüsch-Adolfs bekommt. Viele Anspielungen über Verbindungen zwischen Disney und den Nazis. Till Schweiger könnte einen Nazi spielen...

Mindestens genau so wenig angesagt waren zu dieser Zeit die Figuren der World Wrestling Federation. Razor Ramon war noch nicht so richtig im Geschäft und Hulk Hogan hatte die Show gen Hollywood verlassen nachdem der Undertaker seine jahrelange Serie als Gürtel-Gewinner durchbrochen hatte.

Am "Thanksgivingday" lag ich neulich desolat vor dem Fernseher und hatte die Tage zuvor nichts anderes getan als desolat in der Ecke zu liegen und alte Metal-Platten zu hören. Ich blätterte im "Previews", diesem dicken Katalog mit neuen, nutzlosen Dingen der amerikanischen Popkultur und sah die "Tonight"-Show von Jay Leno, der immer noch das Vorprogramm des großen Conan O'Brien bestreitet.
Okay, er war schon schärfer, aber Jay Leno hatte Hulk Hogan zu Gast, der sofort dazu überging seinen endgültigen Abschied vom Showgeschäft zu erklären. Jay Leno schien zu ahnen, was nun folgen sollte und der große, alte Hase des Showgeschäfts litt für einen Moment unter Kontrollverlust. "Thanksgiving" bringt die höchsten Einschaltquoten und Hulk Hogan ist ein Topgast für die ganze Familie. Leno versuchte das Entertainment-Format zu bewahren, aber das blonde Steroid-Wunder riss das Zepter an sich und verkündete, daß er sich mit mächtig reichen Männern getroffen hätte und eine Zeit für Veränderungen gekommen sei. Hulk Hogan nutzte die Gelegenheit um seine Kanidatur als Präsident der USA anzukündigen und äußerste sich zum erneuten Ausfall gegen Irak, man hätte "den Bastard gleich beim ersten mal erledigen sollen". Der Saal tobte.

Schlimmer als Schwartzenegger sind eigentlich nur noch Chuck Norris und Hulk Hogan!
Es gibt wenig Amerikaner, die so populär sind wie Hulk Hogan, der sich jahrelang im "Kampf gegen Drogen" profiliert hatte. Auch als Aushängeschild verschiedener Wohlfahrtsorganisationen war der Wrestling-Champion aktiv, was in Amerika aber sowieso zum guten Ton gehört, wenn man die Kohle speicherweise hat. Trotzdem ist der Mann eine Kunstfigur und darf sich, nach einem verlorenen Rechtstreit mit Marvel Comics, auch nur noch "Hollywood Hogan" nennen. Ein Typ, der so sein wollte wie ein grünes Monster und er soll Präsident werden. In einem Land, wo Kartoffelschalen als kulinarische Spezialität durchgehen, ist einfach alles möglich. In Minnesota hat sich ein anderer Profi-Ringer in den Sessel des Gouverneurs geschoben. Jesse "The Body" Ventura ist binnen kürzester Zeit zum Volkshelden avanciert und nennt sich nun Jesse "The Mind" Ventura. Dem intellektuell minderbemittelten Ventura brauchte kein politisches Programm in die Hand oder in den Mund gelegt werden, die Leute liebten die Möglichkeit, daß eine solche Karriere mit ihrer Stimme möglich werden konnte. Ventura war arbeitslos bis er sich für die Kanidatur "bewarb" bzw. als gutes Zugpferd für irgendwelche Hintermänner entdeckt wurde. Davor hatte er als Radio-Talkmaster und Nebendarsteller in TV-Serien gearbeitet nachdem er für's Wrestling zu alt wurde.

Der Präsident der USA ist eh zu einer Klischeerolle im Hollywood-Kino geworden, zu einem eigenen Genre ! Eine ganze Reihe von Action-Filmen und die US-TV-Serie West Wing" hat daran mitgestrickt. Verschwörungs-Thriller waren dabei, heitere Komödien, "die wahre Geschichte" mit John Travolta und Oliver Stone hat mit "J.F.K." und "Nixon" gleich zwei sehr verschiedene Adaptionen des Themas beigesteuert. Und dann ist da natürlich noch "Wag The Dog" von Anfang '98. Die Buchvorlage, "American Hero"(Heyne) von Larry Beinhart, erreicht natürlich nicht die Leute, die den "Charakter-Darstellern" Dustin Hofmann und Robert de Niro ihre Aufrichtigkeit abnehmen wollen. "Wag the Dog" ist kein Film mit glaubhaften Charakteren, "story-driven" ist der Weg, ein Event-Produkt für den Moment, das Star-Karussell dreht sich und fertig ist das Medien-Interesse. Dies ist eine Aufmerksamkeitsgesellschaft und so clever auch dieser Film gemacht ist, nichts resultiert aus einem Hollywood-Produkt. Nichts, was z.B. mit dem Lesen des Buches zu verglecihen wäre, was mit guten Figuren und einem endlosen Anhang von Fakten aufwarten kann, die blass um die Nase machen, wo im Kino nur der Pathos durch den Saal weht. Die Verschwörungen werden langsam schal.

Aschefahl verblassen die "Roswell"-Story und der Mord an John F.Kennedy zu einem Teil der 90er-Kultur, einzusortieren bei "Revival der imaginären 60s". Nichts ist so spektakulär wie die Phantasie, daß alles irgendwie anders gewesen sein könnte.
"What if.."-Stories, ein populäres Genre der Science Fiction und nur in der BRD noch unbelassen. Was wäre, wenn die Aliens den Präsidenten abgeknallt hätten oder Captain America den Krieg überlebt hätte ? In Asien greifen diese Art von Romanen oder Comics meist aktuelle Situationen auf und verkaufen enorme Auflagenzahlen. Für ein Massenpublikum werden Staatsoberhäupter in wüste Affären und Abenteuer verwickelt.

Die Phantasie hat über die Realität gesiegt. Das Leben ist interessanter, wenn wir es uns nur vorstellen.

Leute in der Aufmerksamkeitsgesellschaft benehmen sich "wie in den Filmen". Semantische Katastrophe, popmodernes Chaos, der Film im Kopf wird digitalisiert.

Dicke Wrestler werden "King of the Ring" im weißen Haus.


ID - Stefan Ernsting - I have two books out, I work on cool movies and I've been blogging for 8334 days.

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English Info

Übersetzung:
David Wojnarowicz
Closes to the Knives

(Mox und Maritz Verlag)

"Von Stefan Ernsting hervorragend übersetzt." (Bayrischer Rundfunk))

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