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Sunday, 20. October 2002
MUSIK:
Right Said Fred Viele Leute hatten sich nicht zusammengerottet um Right Said Fred im altehrwürdigen Bremer Aladin zu huldigen und den Kollegen mit den wichtigen Wimpeln am Hals wurde ein früher Feierabend beschert. Die handvoll Publikum blubberte vor sich hin, blond, blaß und blutlos die Frauen und die Männer nicht mal für einen Schnurrbart verwegen genug. Leute, die sich mal wieder einen schönen Abend gönnen wollten und sich normalerweise nicht in einen finsteren Bikerladen wie das Aladin verirrten. Ich war nur aus Langeweile mitgekommen um nach neuen Opfern Ausschau zu halten oder mir ein paar Tumbler von der Hausmarke einzuschütten. Right Said Fred, diese beiden schwulen Glatzen, interessierten mich einen Scheiß, aber man hatte mir nicht mal erzählt, wo wir eigentlich hinfahren. Die Nacht war mit Leuten wie mir und hatte noch nicht mal begonnen.
Nachdem ich am Tresen den ersten Korb bekommen hatte, enterten Right Said Fred mit diversen Mitmachern in voller Divisionsstärke die Bühne. Man hatte eine aufwendige Show mit Tänzern, Lichtern und explodierender Dekoration erwartet, aber die Engländer lieferten stattdessen eine lausige Rock-Performance, die sich jedes Stadtfest zwei mal überlegen sollte. Man verzichtete auf Playback und hatte zwei Leute als arbeitslose Gitarrenständer aufgestellt. Einer von beiden, ein schlechter Klon wie er in keinem Buche glaubhaft wäre, stellte seine Klampfe immer wieder ab um noch etwas Whiskey aufzuschütten. Rob: Es war ja so, daß wir nach dem zweiten Album gar keine Chance mehr hatten. Wir hatten eine Menge Hoffnung in 'too sexy' gesteckt und danach ist einfach alles passiert. Wir fahren ganz oben in den Charts und waren glücklich, daß der Song so gut lief. Wir wollten weiter ein paar Gigs spielen und darauf aufbauen.
Richard: Danach ist alles etwas außer Kontrolle geraten. Wir haben die Platte gemacht und dann haben wir drei Jahre dafür gearbeitet. Wir mußten drei Jahre Marketing machen und für diese ganzen Leute unser dummes Grinsen machen.
Rob.Im Prinzip hatten wir gar keine Zeit um Musik zu machen weil man uns für diesen ganzen Mist verpflichtet hat. Das sind diese ganzen Bluthunde, die noch nie einen Teil der echten Rock'n'Roll-Arbeit getan haben. Die Typen von den Mayor-Labels könnten genauso gut Eiscreme verkaufen und sie würden nicht mal den Unterschied merken.
DN: Viele verschiedene Sorten, für jeden Geschmack was dabei.
Rob: Wir werden jedenfalls nicht mehr mit den selben Leuten arbeiten und deshalb auch das eigene Label.
Richard: Eigentlich war es ja sogar so, daß wir gar keine andere Chance hatten weil uns niemand wieder unter Vertrag nehmen wollte.
DN: Habt ihr euch so schlecht benommen ?
Richard : Nein, aber, es ist die zweite Platte "Sex and Travel". Für viele Band wären die Verkäufe sehr gut gewesen, aber wir haben eben nicht so viel wie von der ersten verkauft. Man wollte natürlich, daß wir die erste Platte wiederholen und quasi noch mal aufnehmen. Dabei war die erste Platte nicht mal voll mit Sachen "so ähnlich wie 'too sexy". Es sind dann natürlich enorme Summen im Spiel,aber das ganze Geld geht eben in die Promotion und die Plattenläden kriegen dann Berge von Right Said Fred-Karton-Aufstellern, die gleich in den Müll wandern. Die Labels sind nicht verantwortlich dafür, daß wir im Radio gespielt werden und weil uns die Medien in England eben hassen, wurden wir sofort wieder fallengelassen. Es ist wie mit einem neuen Hamburger, der eine Weile getestet wird, aber dann konstant den gleichen Gewinn abwerfen muß um in's Programm aufgenommen zu werden. Die Labels interessiert nur das Geld und es ist ihnen egal, mit wem sie es verdienen.
Rob: Wir wussten, daß wir wieder das ganze Line-Up der Band auf die Bühne
bringen mußten um die Leute an uns zu erinnern. Eine Band ist live und nicht ein Jahr im Studio und dann zwei weitere Jahre in irgendwelchen Fernsehstudios. Als Band muß man spielen, spielen, spielen. Alles andere ist völlig bedeutungslos. Wenn du eine gute Band hast und daran arbeitest, wenn sie wirklich ihre Scheiße zusammen haben, dann ist es ganz egal, wer dich verkauft. Ich kann nur allen Bands empfehlen, daß sie sich selbst durchbeißen oder man wird sie in's Feuer werfen. Jeder kann seine eigene Platte rausbringen und der beste Freund macht immer besseres Marketing als so ein Abteilungsleiter für Unterhaltungsmusik. Aber das erzählt man den Leuten natürlich nicht. Die meisten Bands wissen nicht, daß die großen Summen, von denen immer die Rede ist, fast komplett in die Studiomiete und dort verzerrte Getränke wandern. Eine mitleidserregende Story. Larry von Vicious Rumor betritt den verschwitzten Raum und klagt sein Leid. Den Abend vorher hat er mit Accept das Haus gerockt und sucht verzweifelt nach Rauchwaren für den Eigenbedarf. Larry fällt mir fast um den Hals als ich für ihn einen kleinen Nugget aus einer meiner Taschen zaubere. Oft genug haben mir Leute auf Tour schon ausgeholfen und ich dachte, daß ich mal etwas zurückgeben konnte . Larry erzählt von seinen ersten sechs oder sieben Tours durch Europa und läßt sich für später alle angesagten Kneipen im Viertel aufschreiben. Bei der nächsten beinharten Vicious Rumor-Tour soll man sich unbedingt melden. Whiskey satt und so. Der Handyman betritt die Szene und droht das Ende an. Das Equipment ist geladen, der Reiseleiter-Wimpel will in's Bett, die Popstars sollen endlich ihr Bier austrinken und nicht einfach nur rumsitzen und reden. Rob nuckelt noch an seiner Flasche. Die Halle ist ausgefegt. Larry wankt irgendwo herum und sucht noch Anschluß bei den Thekenkräften. Die Jungs müßen in ihren Reisebus klettern und winken noch mal traurig durch die Scheibe. Würdelos!
by tommyblank, 20:24h
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Übersetzung:
"Von Stefan Ernsting hervorragend übersetzt." (Bayrischer Rundfunk))
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