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Sunday, 20. October 2002

MUSIK:

The Moorat Fingers

Lloyd Moorat war ein nihilistischer Poet, der sich vor ziemlich genau 100 Jahren im Kevin Kloyd Hospital die Finger der rechten Hand abgeschnitten hat um sein eigenes Satanswerk zu unterbinden. Im späten 19. Jahrhundert gab es eben noch nicht ganz so viele Ausgleichsportarten für Psychopaten wie heute, wo ewaige Unzufriedene sich ein paar andere Schreihälse suchen, eine Rock'n'Roll-Band gründen und der Welt die Faust entgegenrecken. Die meisten hören wieder auf weil nicht alle so reich und berühmt werden können um sich ordentliche Psychater zu suchen. Gloid Smear, Sänger der Moorat Fingers, redet sich in Rage, gestikuliert mit seinem Satans-Ring und schimpft auf die Musik in Kneipen. Seine Mitstreiter hören zu und nicken beiläufig. Alle haben bereits einige Jahre Erfahrung in anderen Bands gesammelt, aber diese sind Vergangenheit und die Moorat Fingers wollen darüber nicht mehr reden. Abenteuerliches Englisch wird geredet. Drei von vier Band-Mitgliedern stammen aus dem englischsprachigen Ausland und sind in Bremen hängengeblieben. "Hier haben die Kneipen 24 Stunden offen" bekennt sich Drummer Captain Hospital, der das sonnige Oakland gegen die hansestadt getauscht hat. "Aber wenn wir in Brasilien erstmal groß rausgekommen, werden wir vieleicht die Stadt wechseln."

Jens Tuch, Manager und Labelchef von Into the Vortex-Records, hat sein neues Pferd im Stall vorsichtshalber zum Interview begleitet und versucht Gloid Einhalt zu gebieten als dieser erneut auf die Theke klettert um den "Backwards Ass-Wipe" vorzuführen. Gloid macht sich gern zum Affen. "Obwohl die Frauen alle Abstand von mir halten, aber so ist das dann wohl. Aber es gibt Leute, die sich den Hintern von vorne abwischen und davon handelt der Text. Die dummen Leute fühlen sich von sowas angegriffen weil ihr Humor zu eindimensional ist. Sie denken, daß wir dumm und gewalttätig ist sind, aber die schlauen Leute wissen, daß Hank Williams und Satan immer Freunde gewesen sind und oft zusammen geflippert haben." Die Moorat Fingers haben sich in einem Bremer Proberaum gegründet und dort zwischen riesigen Bierlachen ihr erstes und bestes Konzert gespielt. Danach gab es einige überraschende Umbesetzungen im Line-Up und der improvisierte Jazz Rock verwandelte sich langsam aber sicher in ein brodelndes Gebräu, welches sämtliche Spielarten des Rock'n'Rolls aufzusaugen drohte bis irgendwann wieder ein mit-neun-Leben-ausgestatteter-Punkrock daraus wurde. Seitdem sucht das Quartett die Nähe jener Schar von Rabauken und Gralshütern des heiligen primitiven Rock'n'Rolls von analogem Gnaden, die auch bei der Aufnahmetechnik kein Rauschen und Knacken missen wollen und jedes "Rock'n'Roll ist tot oder zumindest albern" krisensicher ignorieren. Das alteingesessene Hamburger Label Crypt Records verfolgt seit Jahren die Verbindung von Tradition und Moderne, die sich in Form von rotznasigen Schepperbands mit Trash als Lebensmaxime seit den 50ern entwickelt hat.
In der Buchtstraße spielte die Band gleich drei mal mit Bands wie den New Yorker "Turbo A.C.S". "Mit den Ass- Draggers zusammen war ganz gut weil es auch unser erstes richtiges Konzert war. Die anderen beide male haben sie uns vom Hof gejagt weil Captain Hospital so viel getrunken hat obwohl er noch garnicht in der Band war." Stetige Besetzungswechsel hätten beinahe zur Gründung einer Moorat Fingers & Roadies-Gewerkschaft geführt. Der jüngste Ausstieg von Nick "the arty diktator" war kurz und schmerzlos gewesen. Problematischer war der Rausschmiß von Lowlander-Drummer Guido Bolero, der sich zunächst nur durch Kippen-Aufsammeln im Proberaum unbeliebt machte und später durch Timboy ersetzt wurde.
"Wir haben ungefähr das gleiche Glück wie "Spinal Tap" sagt Gloid. "Zuerst passierte die Sache mit Peter in Hell, Michigan, danach Guido und Nick und jetzt habe ich so ein komisches Gefühl mit Timboy." Der Engländer hat den makellosesten Ruf als Gitarrist, den sich ein alter Punker wünschen kann und sein zwischenzeitiges Drummer-Dasein war ein Trauerspiel für alle Beteiligten gewesen. "Er wollte unbedingt bei uns mitspielen, aber er konnte absolut kein Schlagzeug spielen" erinnert sich der Bassist und Quoten-Waliser Spazz Rancid. "Abgesehen davon hatten wir immer das Problem, daß Könige im Zerstören von Equipment wie "die Lowlander" oder die "Sods" unsere Instrumente in den Arsch geritten haben. Tim liebt seinen Verstärker mehr als jede Frau und trotz zehn Jahre Tour-Erfahrung hatte er nicht mal einen Kratzer dran. Die "Sods" haben ungefähr drei Minuten gebraucht um das Ding komplett durchzuknallen und den Rest der Anlage in faustgroße Teile zu zerlegen. Danach war diese Geschichte als ich meinen Zeh bei einem bizarren Flipper-Unfalll verloren habe. Beinahe hätten wir die nächste Show absagen müßen."


ID - Stefan Ernsting - I have two books out, I work on cool movies and I've been blogging for 8334 days.

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English Info

Übersetzung:
David Wojnarowicz
Closes to the Knives

(Mox und Maritz Verlag)

"Von Stefan Ernsting hervorragend übersetzt." (Bayrischer Rundfunk))

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