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Sunday, 29. September 2002

PERSONEN:

Frank Elsner - Provinz-Entertainer

Verstehen sie daß.....?
"Hier ist Böblingen" tönt es zur Eröffnung einer Wiederauflage der versteckten Kamera, die eigentlich niemand nachgefragt hatte. Ein ebenso neuer wie alter Moderator löst den farblosen Cherno als Pausenclown dieser Pannen-Parade peinlicher Plattheiten.
"Und hier ist ihr Moderator, Fank Elsner!" Der Vorhang öffnet sich und heraus tritt einer, den man nur schwer mit dem Erfinder von "Wetten daß" verwechseln könnte, wenn auch beide Brille, graues Haar und Anzug tragen. Harald Schmidt gibt sich die Ehre, bleckt die Zähne und bekommt einen tosenden Applaus, der bei weitem den übertrifft, den Elsner etwas später bekommt.
Schmidt sagt nicht viel und kündigt nur den Mann an, der die Sendung übernahmen soll, die der erfolgreichste Entertainer im deutschen Fernsehen selbst für Jahre moderiert hat.
Ein toller Gag! Frank Elsner erklärt diesen auch sogleich, faselt etwas vom "auf ganz andere Ebenen kommen", erklärt Humor und wie Deutschland wieder mehr lachen muß. Dafür hat er Spaßgaranten wie Sacha, Sarah O'Connor, Axel Schultz und die Schürzenjäger eingeladen und die Filmchen mit der versteckten Kamera sind natürlich noch aufwendiger in Szene gesetzt worden als je zuvor.
Big Budget sozusagen. Als Beweis wird sogleich ein Film eingespielt, in dem eine mehr als tausendköpfige Firma einen fingierten Betrieb simulierte um junge Männer heimlich als angebliche Testpersonen für Unterwäsche zu filmen. Die Herren werden in eine Kabine geschickt und wenn sie gerade in Socken beim Wäsche wechseln etwas doof aussehen, fällt die Wand um und sie stehen auf einem Laufsteg.
Die Kamera sieht nach Big Brother aus und der Spaßfaktor ist gering. Die "große Samstagsabend-Show" kann kaum noch schlimmer werden und die Art und Weise wie Harald Schmidt den ach wie großen Elsner gerade zu bemitleidet, fortan die Butterfahrt unter den großen, alten Shows durch den Sturm der Einschaltquoten steuern zu müßen, hat etwas rührendes.

Elsner kann einem fast schon leid tun. Schmall, grau, blass und ohne jeglichen Esprit verkörpert er das Fernsehen der alten Bundesrepublik wie kaum ein zweiter. Mit Make-Up künstlich am Leben gehalten und bei jeder Gelegenheit für das Konzept von "Wetten Daß...?" gefeiert, aber im Grunde ein Unterhaltungs-Beamter, ein Mitglied des behördlich organisierten Vergnügens nach den Richtlinien des Bildungsauftrages der öffentlich-rechtlichen Sender. Wiederholen sie den zweiten Teil des letzten Satzes mal mit Sharping-Stimme und -Tempo.

Das herrschende Denken bei ARD und ZDF, daß es noch immer eine heile Welt von Fernseh-Familien gibt, die am Samstagabend generationsübergreifend das Wohnzimmer belagert und mit Salzstangen bewaffnet auf jemanden wie Herrn Elsner wartet, zeugt von einer gewaltigen Realitätsverdrängung.
Nicht nur gehen die jungen Leute am Samstag "in die Disco", sie haben inzwischen auch von Kindesbeinen an die eigene Glotze in ihrem Zimmer und müßen sich diesen Müll nicht antun.

Elsner wähnt sich aber noch mitten in den 70ern, heischt um Aufmerksamkeit mit versöhnlichem Gequatsche, was auch schon vor 30 Jahren als klebrig galt. Er berichtet von seinem Produzenten, einem Typen, der acht Zigaretten gleichzeitig raucht und überall halb ausgetrunkene Kaffeebecher hinterlässt wahrscheinlich. Dieser hatte ihm eingeschärft, er müße gleich zu Anfang "jemanden bringen, der jung und alt gefällt." Warum, das erzählt er nicht, aber Elsner bettelt darum, daß man bloß nicht umschaltet und dem Actionfilm bei den Privaten den Vorzug erteilt.

Too late! The author has left the building!


ID - Stefan Ernsting - I have two books out, I work on cool movies and I've been blogging for 8186 days.

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English Info

Übersetzung:
David Wojnarowicz
Closes to the Knives

(Mox und Maritz Verlag)

"Von Stefan Ernsting hervorragend übersetzt." (Bayrischer Rundfunk))

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