Freitag war im Kiez plötzlich so eine komische Unruhe zu spüren. Ich erledigte des frühen Abends meine Einkäufe am Kottbusser Damm. Rund um den U-Bahnhof Schönleinstraße waren Polizei und diverse Fernsehteams unterwegs. Überall standen Menschen vor Wettbüros, Döner-Ständen, Handy-Shops und Internet-Cafes. Auf der Straße machten die unterschiedlichsten Gerüchte die Runde. Irgendwer verbreitete die Mär, die Wettmafia hätte drei Leute umlegen lassen und Schweini wäre sicher als nächstes dran, wenn er nicht die Fresse halten kann. Der ganze Blödsinn, den sich die Leute sofort zusammen phantasieren... Die Sache entpuppte sich dann als Familiendrama in Neukölln. Alles nicht so schlimm. Und es waren auch nur drei Leichen statt zwei. Da war man später beim Milchkaffee in der Kneipe erleichtert und jeder wusste wieder irgendwas noch besser.

Gegen 22 Uhr legte ich den Bleistift endgültig nieder und machte mich nach Kreuzberg 62 auf um mich dort mit nicht so ganz zwielichtigen Gestalten der Unterwelt zum Umtrunk zu treffen. Unterwegs gen Südstern war das ganze Viertel in heller Aufruhr. Überall Bullerei und Gerenne.

Auf der Flughafen-Seite der Hasenheide wurde scharf geschossen. Ein potentieller Dealer hatte einen Zivi-Bullen umgelegt und es gibt 10 000 Euro für den Hinweis auf den Mörder.

Die Aufrüstung der Dealer und der Hinweis von wegen "machen von Schußwaffen Gebrauch" ist tatsächlich beunruhigend. Ich habe in Bremen lange genug an einer Drogen-Kreuzung gewohnt und kenne den Scheiß rauf und runter.

Und darum kann ich als unabhängiger Beobachter nur darüber informieren, dass die Brüder im Park an der Hasenheide wirklich mit Vorsicht zu genießen sind. Nicht nur für die Polizei! Seit "Knallhart" den Kiez und seine Dealer noch popkulturell veredelt hat, haben die Wichtigtuer mit den dicken Eiern plötzlich eine ganz neue Art von Oberwasser auf der Straße. Und diese Typen, die restlos nichts zu verlieren haben, sind die Realität, nicht irgendwelche gelackten edelen Kino-Dealer mit Ehrenkodex. Wenn da jetzt noch mit Wummen rumgefuchtelt wird, ist der Weg zum Freilichtkino Hasenheide diese Saison noch ein wenig mehr Spießrutenlaufen.

Und kauft da bitte keine Drogen! Ich selbst kenne allein zwei Leute, die sich in der Hasenheide haben abgreifen lassen weil sie zu blöd waren, sich rechtzeitig irgendwo für 20 Euro Hasch zu organisieren, was in dieser Stadt nun wirklich jeder 15jährige irgendwo anders auf die Reihe kriegen sollte.