Es ist schon interessant, was in Sachen Innovation bei den Popkömmlingen wieder mal nicht stattfindet. Das Programm liest sich wie an jedem anderen Wochenende in Berlin und ist durch die Überhangsmandate des Mainstreams nicht so spannend wie behauptet. Manchem Rheinländer mag das nicht klar sein. Die Debatten über Download-Daumen rauf oder runter und wie man mit Independent-Attitüde nochmals am Mäuserädchen der Industrie drehen könnte, sind seit 15 Jahren gleich. Wo ist denn da jetzt bitte die große Reform. "Jedes Jahr ein Gastland" ist als Konzept ein wenig dürftig. Und dann ist das Highlight des Abends eine Show mit den "Real McKenzies" und den "Turbo AC's, oder was? "Stereo MCs" und die "Editors"? "Muff Potter"? Wo sind denn die ganzen aufregenden Sachen, von denen man nur hinter vorgehaltener Hand gehört hat?

Die "Berlin Independence Days" Anfang der 90er, waren dagegen inhaltlich ein klarer Gegenpol zu diesem aufgepumpten Ungeheuer Popkomm, welches außer den Kölnern wirklich niemand je haben wollte. Ohne das gesunkene Viva-Schiff und ohne den ekligen Fettsack Dieter Gorny mit seinem dummen Geschwätz wirkt die ganze Veranstaltung merkwürdig kastriert. Diese pseudoernste "wir sind hier um Geschäfte zu machen"!

Ich stimme mit dem Kollegen der "Berliner Nacht" überein, der da schreibt: "Jetzt habe ich das schon dreimal an zwei Tagen gehört: 'Ihr habt uns die Popkomm weggenommen'. Also ich persönlich habe die Popkomm nicht, sie ist auch sonst in diesem Jahr sehr unsichtbar, wahrscheinlich steckt sie im Tiergartentunnel fest, denn der Popmusikexperte Kleinhenz von der Messe Berlin hat an Bord der Popkomm ein Licht am Ende des Tunnels gesehen. Klar – es geht aufwärts – wahrscheinlich mit der Ulbrichtschen Methode überholen ohne einzuholen: „Die Popkomm lädt zum Höhenflug ein. Mit dem gläsernen Aufzug zur Sky Lounge abheben – das Funkturmrestaurant ist am Freitag, 16.09., für alle Fachbesucher geöffnet.“ Der Wahnsinn! Wenn überhaupt jemand Köln die Popkomm weggenommen hat, dann war es der Wowereit und der hat ja auch schon mit Universal, MTV und VIVA reinste Jobmaschinen nach Berlin geholt und ist sich auch nicht zu fein, für Fistfucking-Fachmessen wie Folsom Europe zu werben. Dabei kann man sich allerdings schon die Frage stellen, wie es wäre, wenn ein SPD-Bürgermeister für größere Rudelbumsereien im heterosexuellen Bereich ein Grußwort entrichten würde. Aber zurück zur Popkomm: Hallo Köln, die Popkomm könnt ihr euch gern wieder abholen, die liegt draußen auf dem Messegelände und singt eine fröhliche Begleitmusik zum Niedergang fast schon rührender Reanimationstherapien am Luftschloß Pop-Industrie."

Echt, Köln, nehmt den Scheiß wieder mit nach Hause. Könnt Ihr auch gleich den anderen Müll mit runternehmen. Oder verlegt die Popkomm nach Kassel oder Erfurt. Damit die Menschen dort auch mal die ganzen Wichtigtuer in den Kneipen erleben dürfen, die einem eh nur die Stammplätze wegnehmen!