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Thursday, 11. August 2005

FILM:

Sin City (2005)

Der Comicautor und Zeichner Frank Miller revitalisierte 1986 mit „Batman-Rückkehr des dunklen Ritters “ den Superheldencomic und läutete damit im Comic ein neues Zeitalter zynischer Anti-Helden ein. Miller zeigte einen greisen Batman mit faschistoiden Zügen, der reihenweise Jugendbanden niedermäht und die eigene Gewalttätigkeit nicht mehr in Frage stellt. Die Pop-Ikone im Fledermauskostüm mutierte vom wackeren Streiter für Gerechtigkeit zum durchgedrehten Psychopathen, der sich von seinem ewigen Gegner, dem teuflischen Joker, nur noch durch sein Kostüm unterscheidet. Funktionierte Millers bitterböser Zynismus für Batman als Auseinandersetzung mit der omnipräsenten Gewalt im Superheldencomic, drehte er mit „Sin City“ den Spieß wieder um. Sein bulliger Söldner Marv lebt in einer Welt, die vor lauter Gewalt am Rande eines Kollapses steht. Mit harten Kontrasten zeichnet Frank Miller mit dieser Serie einen endlosen Film Noir, der nur graphisch überzeugen kann. Zweifelsfrei ist „Sin City“ verdammt gut gezeichnet und wirkt wie das perfekte „Storyboard“ für einen Film, aber inhaltlich verfing sich die Serie schon nach wenigen Heften in den eigenen Klischees. Das endlose Geballer und die ewig gleichen Stories um Huren mit goldenem Herzen, die am Ende dramatisch sterben um von Marv gerächt werden zu können, waren nichts anderes als dumme Macho-Phantasien. Im Vergleich mit dem klassischen „Film Noir“ und „Hardboiled“-Thrillern wirkte „Sin City“ einfach nur albern. Das Gegenteil von hart ist hart gemeint und für die Verfilmung von „Sin City“gilt nichts anderes. Regisseur Robert Rodriguez („El Mariachi“, „From dusk til dawn“) und sein Kumpel Quentin Tarantino waren schon immer große Fans der Serie und überließen Frank Miller aus Respekt auch gleich einen Stuhl als Co-Regisseur. Der Schöpfer der Serie hatte damit mehr kreative Freiheit bei der Umsetzung als jeder andere Comickünstler vor ihm und der Film entspricht auch durchaus dem Feeling der Vorlage, aber langweilig bleibt langweilig. Robert Rodriguez war zuletzt mit schlimmen Filmen wie „Spy Kids“ oder „Mission 3D“ unangenehm aufgefallen und wollte wohl mal wieder „was hartes“ machen. Der Film ist handwerklich natürlich hervorragend gemacht. Der Schwarz/Weiß-Style mit Zusatzfarbe funktioniert und dürfte manch Werbefilm-Produzenten auf neue Ideen bringen, aber nach fünfzehn Minuten erwischt man sich das erste mal beim Gähnen. Trotz des Überaufgebots von Stars nichts als harte Männer, die angeschossen durch den Regen laufen und dabei per Voice-Over so Sachen sagen wie: “Der Schmerz in meiner Schulter brannte nicht so heftig wie der in meinem Herzen, wo sie mich voll erwischt hatte.“ Pathos fingerdick und am Ende setzt sich der Typ mit der dicksten Wumme durch. Bruce "desperately looking for a comeback" Willis und Mickey "desperately looking for some change" Rourke sollten am besten ganz in Rente gehen. Statt einen guten Film zu machen, konzentrierte man sich mit „Sin City“ eher darauf, die Action Figuren zum Film zu verkaufen. Teil 2 und 3 sollen 2007 parallel in die Kinos kommen. Auch noch nicht unbedingt ein neuer Marketing-Gag. „Sin City“ geizt nicht mit Gewalt und besteht eigentlich nur aus einer Parade von brutalen Szenen, die eine Story nicht unbedingt notwendig machen. Die auftretenden Figuren sind ebenso unrealistische Fantasy-Figuren wie Batman und der hart gemeinte Film kann seine Comicherkunft nur schwer kaschieren. Was für ein steriler Scheißfilm "Sin City" wirklich ist, wird klar, wenn man sich nochmals "The Killers" (1946) mit Burt Lancaster und Ava Gardner zu Gemüte führt, von dem die Fanboys Rodriguez und Tarantino munter geklaut haben. Mann, Ava Gardner! Und dann diese Marzipan-Blondinen dagegen, Mann, Mann, Mann! „Sin City“ ist ein Film für kleine Jungs ab 18, die eigentlich immer noch 10 Jahre alt sind und mit Star Wars-Püppchen spielen.
Eine Reihe von europäischen Nachbarn war mit der Altersfreigabe etwas großzügiger. In Frankreich, einem Land mit einer ausgeprägten Comickultur, ist „Sin City“ sogar bereits ab 12 Jahren freigegeben. Dort scheint man eher zu verstehen, wie lächerlich dieser Film tatsächlich ist.


ID - Stefan Ernsting - I have two books out, I work on cool movies and I've been blogging for 7979 days.

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Übersetzung:
David Wojnarowicz
Closes to the Knives

(Mox und Maritz Verlag)

"Von Stefan Ernsting hervorragend übersetzt." (Bayrischer Rundfunk))

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