Nun ist „Das Experiment“, ein mäßig spannender Thriller mit Moritz Bleibtreu, endlich TV-Wirklichkeit geworden. Dafür hat man eine abgetakelte Truppe drittklassiger Schießbudenfiguren gefunden, die tatsächlich zu dumm sind, um zu begreifen, was denn nun die Faszination am neuen Straßenfeger aus dem Hause Pro7 sein soll. Prominente in Fernseh-Sippenhaft schienen sich gerade endgültig verbraucht zu haben, aber letztendlich guckten ja genug zu und tausende von Fliegen irren sich bekanntlich selten.
Im Angesicht der Dschungel-Show „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ fragte man sich anfangs nur, wie es dem Sender gelungen war, die Kanidaten dafür überredet zu haben. Als Moderator Dirk Bach die „Bewohner“ in der ersten Folge gleich zu Beginn mit den Worten „liebe dumme Prominente“ begrüßte, war dann aber alles klar. Mit der Kopie “Die Alm“ verfeinerte man das Konzept und griff vorzugsweise auf eigens dafür hergestellte Klone wie die gewitzte Selbstdarstellerin Kader Loth zurück. Frau Loth war durch ihren Aufenthalt im „Big Brother“-Container aufgefallen und für Publicity stieg sie auch in einen Trog voll Jauche. Das Spießerhirn war begeistert.
Für „Die Burg – Prominent im Kettenhemd“, sicherer Anwärter für den dümmsten Titel des Jahres, hat man das Konzept um Elemente der letzten Variante von „Big Brother“ erweitert. Im TV-Kerker von Endemol wurden die Kanidaten bereits in drei Klassen eingeteilt und kämpfen nun seit einem Jahr als Team arm, reich oder Mittelklasse um die Pfründe. Niemand hat davon groß Notiz genommen, aber der Rubel scheint zu rollen. Ein billigeres TV-Format vermag sich im Moment auch niemand vorstellen.

Auf der Fernsehburg hat man nun die Samthandschuhe abgelegt und eine knallharte Hierarchie etabliert. Der „Pöbel“ hat den „Adel“ zu bedienen und wer gegen die Regeln verstößt, hat eine mittelalterliche Strafe zu erwarten. Nebenbei werden um die Wette Ratten eingesammelt und sich Schwerter um die Ohren geschlagen. Gleich am ersten Tag wurde eine der Gestalten ins Krankenhaus eingeliefert und der konstruierte Neid, der den Reiz der Sendung ausmachen soll, lieferte auf Knopfdruck den erwarteten Konfliktstoff. Alles von so Marketing-Strategen am Reißbrett entworfen und hinterher will wieder niemand Verantwortung übernehmen. Die Begleitmedien basteln dazu neue Rivalitäten, die man anheizt bis es endlich wieder zu einem zünftigen „Zickenduell“ kommt. Nur sind die Verletzungen diesmal echt.

In Anbetracht der hirnlosen Insassen, die sich kaum einen Karrieresprung von ihrem Aufenthalt erwarten können, erinnert „Die Burg“ an „Bum Fights“: Obdachlose bekommen Geld von skrupellosen Videomachern um sich die Zähne auszuschlagen. Warum lässt man die ganze Truppe nicht gleich einen kleinen Krieg austragen? Könnte nicht auch Semi-Promis aus England und Amerika gegen unsere Schwachköpfe antreten und man spart sich den nächsten Krieg und Kader Loth wird dann Kanzlerin? Wäre auch irgendwie ganz lustig und hätte sicher gute Quoten...